KBV-Philosophie "Mehr Ärzte" erzürnt Pflegeverbände

Nach Ansicht der KBV ergreifen zu wenig Studenten den Arztberuf. Das ist den Pflegeverbänden jedoch zu kurz gedacht: Versorgungsprobleme ließen sich nicht allein nach dem Prinzip "Mehr Ärzte" lösen, warnen sie.

Veröffentlicht:
Pflege: Die Verbände sehen KBV-Chef Köhler auf einem Irrweg, die Versorgungsprobleme nur mit mehr Ärzten lösen zu wollen.

Pflege: Die Verbände sehen KBV-Chef Köhler auf einem Irrweg, die Versorgungsprobleme nur mit mehr Ärzten lösen zu wollen.

© Manja Elsässer / imago

BERLIN (sun/hom). Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat erneut vor einem drohenden Ärztemangel gewarnt. Ein Grund hierfür sei, dass nicht alle Absolventen eines Medizinstudiums später auch im kurativen Bereich arbeiten würden, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler in Berlin. "Wenn alle Studierenden tatsächlich in die Patientenversorgung gingen, hätten wir kein Nachwuchsproblem", so Köhler.

Allerdings hätten sich im Zeitraum 2003 bis 2008 knapp zwölf Prozent der Absolventen gegen eine Tätigkeit als Arzt entschieden oder seien direkt ins Ausland gegangen. Künftig müssten zwar weniger Patienten behandelt werden, die dafür allerdings intensiver.

"Wenn wir nichts unternehmen, wird der Ärztemangel gravierend werden - mit entsprechenden Folgen für die medizinische Versorgung der Bevölkerung", warnte Köhler. KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller ergänzte, dass es nun das Wichtigste sei, die Attraktivität des Arztberufs zu steigern.

Nach Ansicht des Aufsichtsrats-Vorsitzenden des AOK-Bundesverbands, Fritz Schösser, wird es jedoch mit "Geld und guten Worten alleine nicht möglich sein", Ärzte in abgelegene Gebiete zu locken.

Gefragt seien vielmehr Gemeindegesundheitszentren, in den Ärzte tageweise Sprechstunden abhielten. Außerdem müsse es zu einer besseren "Aufteilung" der Arbeit von Ärzten und nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen kommen.

Arztentlastende Modelle, bei denen telemedizinische Lösungen zum Einsatz kommen, seien auszuweiten, empfahl Schösser.

Pflegeverbände warnten unterdessen, die Versorgungsprobleme allein nach dem Prinzip "Mehr Ärzte" lösen zu wollen. "Dieser Weg ist ein Irrweg", sagte der Präsident des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus, der "Ärzte Zeitung".

"Kritische Entwicklungen, die nicht wegdiskutiert werden können, benötigen intelligente Lösungen - und zwar unter Beteiligung aller Leistungserbringer."

Die Pflegeverbände beanspruchten daher auch einen Sitz in der von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) geplanten Kommission zur ärztlichen Versorgung.

Lesen Sie dazu auch: Ärzte und Kassen streiten über Ärztemangel

Mehr zum Thema

1000 Euro pro Monat

KV-Stipendien für angehende Allgemeinmediziner

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null