Steigende Zahl von Demenzkranken treibt Pflegekosten kräftig nach oben

Der neue Pflegereport der Barmer GEK lässt aufhorchen: Auf Deutschlands gesetzliche Kranken- und Pflegekassen rollt demnach eine Kostenwelle zu.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

BERLIN. Ausgelöst wird diese durch eine dramatisch steigende Zahl von Demenzkranken. Nach dem am Dienstag in Berlin vorgelegten Pflegereport 2010 erkrankt derzeit mehr als jeder dritte Bundesbürger im Laufe seines Lebens an einer Demenz. Knapp 60 Prozent der Männer und 75 Prozent der Frauen werden der Studie zufolge altersverwirrt oder aus anderen Gründen pflegebedürftig.

Bis zum Jahr 2060 wird sich die Zahl Demenzkranker von heute 1,2 Millionen auf dann etwa 2,5 Millionen mehr als verdoppeln.

Zwei Drittel der an Demenz erkrankten Menschen sind pflegebedürftig. Derzeit beziehen 2,3 Millionen Bürger Leistungen der Pflegeversicherung.

Immer mehr Menschen werden alt, und immer mehr werden dement.

Immer mehr Menschen werden alt, und immer mehr werden dement.

© GranAngular / imago

Die von der gesetzlichen Pflege- und Krankenversicherung aufzubringenden Kosten für einen Demenzkranken lägen auf das Jahr umgerechnet um 10 000 Euro höher als bei einem Nicht-Dementen, sagte Studienautor Professor Heinz Rothgang von der Universität Bremen.

Die Demenzerkrankung ziehe einen "großen Aufwand an medizinischer und pflegerischer Versorgung" nach sich. Der größte Aufwand bestehe in persönlicher Betreuung und Pflege der Betroffenen. Problem sei nicht, dass Demente keine Leistungen der Pflegeversicherung bezögen. Problematisch sei vielmehr, "dass sie Leistungen beziehen, die nicht ausreichen".

Würden die Leistungen ausgeweitet - wie es bei der geplanten Neudefinition des als überholt geltenden Pflegebedürftigkeitsbegriffs der Fall wäre - stiegen die Pflegekosten weiter kräftig an. Spätestens im Jahr 2014 habe der jüngste Spross unter den Sozialversicherungen seine Finanzreserven komplett aufgebraucht, so Rothgang.

Barmer GEK-Vorstand Dr. Rolf-Ulrich Schlenker kritisierte den von der Koalition geplanten Aufbau von Kapitaldeckung in der Pflegeversicherung mit Hilfe von Zusatzprämien. "Das wollen wir nicht", sagte Schlenker. Die Finanzierung über Beiträge biete nach wie vor eine gute Lösung der Kostenproblematik.

Dabei dürfe die Anhebung des Pflegebeitragsatzes freilich "kein Tabu" sein. Derzeit liegt der Beitragssatz zur Pflegeversicherung bei 1,95 Prozent des Bruttolohns. Kinderlose zahlen 2,2 Prozent.

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