Krasse Unterschiede bei der Qualität in Kliniken

Geht es um die Qualität in Deutschlands Kliniken, sollten Ärzte und Patienten genau hinschauen: Denn zwischen den Häusern gibt es ganz erhebliche Qualitätsunterschiede, wie der neueste Krankenhaus-Report der AOK zeigt. Am Beispiel künstlicher Hüftgelenke wird es deutlich.

Veröffentlicht:
Sitzt perfekt: ein künstliches Hüftgelenk. Aber es gibt Kliniken, in denen Komplikationen weit über dem Durchschnitt liegen.

Sitzt perfekt: ein künstliches Hüftgelenk. Aber es gibt Kliniken, in denen Komplikationen weit über dem Durchschnitt liegen.

© Nicolas Larento / fotolia.com

NEU-ISENBURG (chb). In Deutschlands Kliniken gibt es weiter deutliche Qualitätsunterschiede. Das geht aus dem Krankenhaus-Report 2011 des Wissenschaftlichen Instituts (WidO) der AOK hervor.

So zeigt der Report unter anderem, dass die Komplikationsraten nach dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks erheblich schwanken. Ausgewertet wurden dabei Behandlungsdaten von AOK-Versicherten aus 922 Kliniken in den Jahren 2006 bis 2008.

Berücksichtigt wurden nur Kliniken, die den entsprechenden Eingriff bei mindestens 30 AOK-Versicherten im Untersuchungszeitraum vorgenommen hatten.

Dabei hat sich nach Angaben des WidO gezeigt, dass die schlechtesten 92 Kliniken die statistisch zu erwartende Komplikationsrate um mindestens 80 Prozent überschritten haben, während sie von den 92 besten Kliniken um 44 Prozent unterschritten wurde.

Deutliche Unterschiede zwischen den Kliniken gab es auch bei den Revisionsraten: "Während die besten 25 Prozent der 922 Krankenhäuser eine Revisionsrate von 2,4 Prozent im Laufe eines Jahres aufweisen, sind es bei den 25 Prozent der Kliniken mit den meisten Komplikationen 5,9 Prozent", so die WidO-Wissenschaftler. In mehr als jedem zweiten Krankenhaus müssen über vier Prozent der Hüftoperationen wiederholt werden.

Große Unterschiede zeigt die Auswertung der Daten auch bei weiteren Komplikationen. Nach Zusammenfassung weiterer Komplikationsfolgen wie Revisionen, Hüftfrakturen oder Thrombosen/Lungenembolien in einem Index habe sich gezeigt, dass in der Hälfte der Kliniken bei mehr als 12,1 Prozent der Behandlungen sich Komplikationen ergeben haben.

In dem Viertel der Krankenhäuser mit den niedrigsten Komplikationsraten waren es allerdings nur 8,8 Prozent, im schlechtesten Viertel dagegen genau doppelt so viele.

Das WidO weist daraufhin, dass es bei seiner Untersuchung mit einem aufwendigen statistischen Verfahren die Patientenstruktur der Krankenhäuser berücksichtigt habe.

Dadurch sollte ausgeschlossen werden, dass Kliniken, die mehr alte und multimorbide Patienten behandeln, bei der Auswertung automatisch schlechtere Werte erzielen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kein Lotteriespiel in der Klinik!

Mehr zum Thema

#NRWEntscheidetSich

Medienkampagne zur Organspende in NRW

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System