Diagnose des Hausarztes reicht der Kasse nicht

Der Patient eines Duisburger Allgemeinmediziners ist von seiner Kasse aufgefordert worden, die Diagnose von einem Facharzt bestätigen zu lassen.

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Die BKK futur hat in Duisburg die Zweitmeinung zu einer Hausarzt-Diagnose angefordert.

Die BKK futur hat in Duisburg die Zweitmeinung zu einer Hausarzt-Diagnose angefordert.

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KÖLN (iss). Das hat Erkan Tasci noch nie erlebt: Ein Patient des Duisburger Allgemeinmediziners ist von seiner Krankenkasse aufgefordert worden, die Diagnose des Hausarztes von einem Facharzt bestätigen zu lassen. Der Mann war arbeitslos und wegen einer Depression von Tasci arbeitsunfähig geschrieben worden. Ein Facharzt für Psychiatrie sollte dem Patienten bescheinigen, dass er weiter arbeitsunfähig ist.

Der Brief hat meinen Patienten total verunsichert", berichtet Tasci der "Ärzte Zeitung". Um den Druck von ihm zu nehmen habe er ihn an einen Psychiater überwiesen. Er behandelt ihn aber weiter. Er habe den Patienten nicht leichtfertig krank geschrieben, betont der Mediziner.

Der arbeitslose Mann habe sich in einer reaktiven depressiven Phase befunden. "Ich wollte ihn zunächst stabilisieren", sagt Tasci. Ihn ärgert die Unterstellung der Krankenkasse BKK futur, als Hausarzt könne er eine Depression nicht richtig diagnostizieren oder therapieren.

Tasci hat die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein über den Vorgang informiert, weil er wissen will, wie er sich grundsätzlich in solchen Fällen verhalten soll.

Die BKK futur rechtfertigt ihr Vorgehen. "Es geht um die Mitwirkungspflichten des Versicherten", sagt der zuständige Teamleiter Holger Braun. Schließlich liege bei dem Versicherten eine so schwere Erkrankung vor, dass er dem Arbeitsmarkt selbst für leichte Tätigkeiten nicht zur Verfügung steht.

Die Kasse prüfe bei diesen Voraussetzungen immer, wie der einzelne Fall gelagert ist und entscheide über das weitere Vorgehen. "Wir besprechen das mit unseren Medizinern", sagt Braun.

Die BKK futur habe nicht von dem Patienten verlangt, die Behandlung bei Tasci abzubrechen. "Wir haben aber auf die Mitbehandlung durch einen Facharzt für Psychiatrie gedrungen."

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