Online-Arztsuche - gezielte Hilfe für Patienten

Der Informationsbedarf der Versicherten bei der Suche nach einem Arzt ist groß. Rund sechs Millionen Mal im Jahr fragen sie sich: "Wie finde ich einen guten Arzt?" Die Online-Arztsuche will auf diese Fragen konkrete Antworten liefern.

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BERLIN (eb). Etwa 17.000 Mal am Tag beziehungsweise bis zu sechs Millionen Mal im Jahr fragen sich Patienten: "Wie finde ich einen guten Arzt?". Sie haben den Wohnort gewechselt oder es ist längere Zeit seit ihrem letzten Facharztbesuch vergangen.

Manche sind auch unzufrieden mit ihrem behandelnden Arzt. Die Partner AOK, BARMER GEK und das Projekt Weisse Liste wollen auf diese Frage Antworten liefern und haben daher die Online-Arztsuche entwickelt.

Kommunikative Aspekte stehen im Vordergrund

Damit soll der hohe Informationsbedarf der Versicherten gedeckt werden, denn bisher finden Patienten online nicht die von ihnen gewünschten Informationen zu ihrem Arzt. Patienten gründen nach Angaben der Projektpartner der Online-Arztsuche ihre Arztwahl gerne auf soziale und kommunikative Aspekte.

Zwar gibt es bereits einige Arztbewertungsportale, diese erfüllen jedoch nach Meinung der Projektpartner der Online-Arztsuche nicht den von den Versicherten geforderten Anspruch. In einer Studie der Universität Nürnberg-Erlangen (2009) wurden zudem verschiedene existierende Arztbewertungsportale untersucht.

Dort wurde belegt, dass die Portale derzeit nur eingeschränkt in der Lage sind, Patienten bei der Arztsuche zu unterstützen - zum Beispiel, weil sie anfällig für Manipulationen und Missbrauch etwa durch Falsch- und Mehrfachbewertungen sind. Zudem reichen die meisten Fragenkataloge nicht aus, um der Komplexität der Bewertung eines Arztes gerecht zu werden.

Anspruch der beteiligten Partner ist es, ein nicht-kommerzielles Informationssystem neuer Qualität bereitzustellen. Das betrifft die Qualität des Fragenkatalogs genauso wie die Manipulationssicherheit des Verfahrens.

In der strukturierten Befragung geben die Versicherten Auskunft zu den Erfahrungen, die sie beim Arztbesuch gemacht haben - wissenschaftlich abgesichert und fair für die beurteilten Ärzte.

Das Befragungsinstrument wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards von Experten des IGES Instituts in einem mehrstufigen Verfahren entwickelt und auf seine Aussagekraft überprüft. Patienten- und Ärztevertreter waren in die Entwicklung einbezogen.

Mit etwa 30 Fragen werden alle Leistungsbereiche innerhalb einer Arztpraxis abgedeckt, mit denen Patienten in Berührung kommen: Praxispersonal, Räumlichkeiten, Praxisorganisation, medizinische Geräteausstattung, Kommunikation mit dem Arzt und die eigentliche Behandlung.

Studien zeigen, dass Patienten und Versicherte sich bei der Auswahl eines Arztes insbesondere für soziale und kommunikative Aspekte interessieren; Punkte, die die Arzt-Patienten-Beziehung zentral betreffen.

So geben mehr als 95 Prozent der Befragten einer Studie des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung (2008) an, dass es ihnen wichtig oder sehr wichtig ist, inwieweit Ärzte auf Fragen eingehen, ob ihre Erklärungen verständlich sind und ob ein freundlicher Umgangston herrscht.

Ergebnisse aus Pilotregion abrufbar

Seit dem Start des Ergebnisportals sind zunächst die Ergebnisse aus den drei Pilotregionen Berlin, Hamburg und Thüringen abrufbar. Hier konnten sich die Versicherten der AOK bereits seit Mai 2010 an der Befragung zu ihren Ärzten beteiligen. Jetzt sind die Versicherten von AOK und BARMER GEK bundesweit aufgerufen, sich an der Befragung zu beteiligen.

Die Versicherten werden - zum Beispiel über Versichertenzeitschriften - aktiv zur Teilnahme aufgerufen. Dadurch wollen die Kassen die Häufigkeit von Affekt- oder Extrembewertungen von sehr unzufriedenen oder zufriedenen Patienten verringern.

Einbezogen sind alle niedergelassenen Ärzte, die in regelmäßigem persönlichem Kontakt mit ihren Patienten stehen. Nicht berücksichtigt sind zum Beispiel Pharmakologen, da diese nur in äußerst seltenen Fällen Patientenkontakt haben.

In einem nächsten Schritt sollen auch Fragebögen für Zahnärzte und Psychotherapeuten entwickelt werden.

Die "Ärzte Zeitung" berichtet über den Arztnavigator als Medienpartner der AOK und des Projektes Weisse Liste.

Der Fragebogen

Der Fragebogen umfasst insgesamt 33 Fragen zu den Bereichen "Praxis und Personal", "Arztkommunikation", "Behandlung" und "Gesamteindruck", die im Folgenden auszugsweise aufgelistet sind. Freitextfelder sind nicht vorgesehen.

Fragebogen: Bertelsmann Stiftung 2010 - alle Rechte vorbehalten

Zum Fragebogen der Weissen Liste»

Lesen Sie dazu auch: Arztnavi ab sofort bundesweit online

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