Barmer startet Pilotprojekt Onkologie

In München und Regensburg stimmen zwei onkologische Schwerpunktpraxen die Behandlung ihrer Patienten eng mit vier Kliniken ab. Eingebunden in das Projekt sind auch forschende Arzneihersteller. Eine bundesweite Ausdehnung wird angestrebt.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Um Patienten mit einer Krebserkrankung eine sektorenübergreifende onkologische Versorgung aus einer Hand anbieten zu können, hat die Barmer GEK jetzt in München und Regensburg das "Pilotprojekt Onkologie" gestartet.

Auf der Grundlage eines Integrationsvertrages wollen zwei Onkologische Schwerpunktpraxen in München und Regensburg sowie vier Kliniken in den beiden Städten künftig Patienten, die bei der Barmer GEK versichert sind, gemeinsam betreuen, indem die einzelnen Schritte der Diagnostik und Therapie aufeinander abgestimmt werden, berichteten die Vertragspartner vor der Presse in München.

Dazu sind unter anderem regelmäßige Tumorkonferenzen zwischen Kliniken und Praxen vorgesehen.

Pharmaunternehmen zählen zu den Projektpartnern

Um eine wirtschaftliche und evidenzbasierte Arzneimitteltherapie mit Originalpräparaten gewährleisten zu können, gehören zu den Projektpartnern auch mehrere forschende Pharmaunternehmen, mit denen Rabattverträge geschlossen wurden, berichtete Gerhard Potuschek, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in Bayern.

Ein wichtiger Bestandteil des Pilotprojektes sei die Messung der Patientenzufriedenheit, erklärte Potuschek. Dazu sollen die Patienten von einem wissenschaftlichen Institut beispielsweise nach ihrem körperlichen und geistigen Wohlbefinden, nach Wartezeiten oder nach der Compliance bei oraler Therapie befragt werden.

Die Ergebnisse der Patientenbefragungen sollen zusammen mit den Behandlungsdaten aus den onkologischen Schwerpunktpraxen ausgewertet und in anonymisierter Form den beteiligten Pharmafirmen zur Verfügung gestellt werden. "Wir erwarten uns Ergebnisse, die ganz klar die Verbesserung der Prozessabläufe bei der interdisziplinären Behandlung der Patienten im Projekt nachweisen", erklärte Potuschek.

Bessere Vergütung durch Qualitätspauschalen

Für die Praxen biete das Pilotprojekt, das bis Ende Februar 2012 läuft, eine bessere Vergütung durch Qualitätspauschalen, erläuterte der Münchner Onkologe Dr. Wolfgang Abenhardt. Auch werde die Tumorboardarbeit, die bislang nicht vergütet wird, im Pilotprojekt honoriert. Insgesamt biete der Vertrag den Praxen Sicherheit für die Verordnung.

Das Entscheidende an dem Vertrag sei, dass Kliniken und Praxen in der ambulanten Versorgung künftig nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander arbeiten, betonte der Regensburger Onkologe Dr. Robert Dengler, der auch Landesvorsitzender des Berufsverbandes niedergelassener Onkologen ist.

Weil die Behandlung von Tumorpatienten heute weitgehend ambulant und nach komplexen Therapieschemen erfolgt, seien für die Kooperation zwischen den einzelnen Beteiligten feste Regeln, wie sie im Pilotprojekt Onkologie vereinbart wurden, unabdingbar, erklärte Professor Andreas Sendler vom Isar Medizin Zentrum (IMZ) in München. Durch die enge Verzahnung mit den Schwerpunktpraxen werde die Behandlungsqualität in der ambulanten Versorgung gesteigert.

100 Patienten nehmen teil

Bislang nehmen etwa 100 Patienten an dem Pilotprojekt teil, berichtete Potuschek. Für die Patienten sei die Teilnahme mit kürzeren Wartezeiten von maximal 30 Minuten in den Praxen und einer rascheren Vergabe von Facharztterminen innerhalb von fünf Werktagen verbunden. Außerdem sind die Teilnehmer von Zuzahlungen bis zu 150 Euro befreit.

Nach dem Ende der Projektphase sei an eine bundesweite Ausdehnung gedacht, hieß es.

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