Gesundheitsfonds in den Miesen, Kassen trotzdem im Plus
Im Vergleich zu 2010 hat sich die Finanzlage der Kassen deutlich verbessert: Der Überschuss hat sich auf 1,5 Milliarden Euro verdreifacht. Im Gegenzug leidet aber der Fonds: Ihm fehlt aktuell eine halbe Milliarde.
Veröffentlicht:BERLIN (HL). Die gute konjunkturelle Entwicklung und weniger stark steigende Ausgaben als prognostiziert haben dazu geführt, dass der Überschuss der gesetzlichen Krankenkassen im ersten Quartal 2011 bei 1,468 Milliarden Euro liegt; das ist dreimal so viel wie im Vorjahresquartal.
Als wesentliche Ursache nennt das Bundesgesundheitsministerium das Arzneimittelsparpaket, das zu einem Ausgabenrückgang von 4,8 Prozent geführt hat. Aktuell liegt der Ausgabenanteil für Medikamente bei 17 Prozent, der Ausgabenanteil für ambulante ärztliche Behandlung ist mit 19 Prozent deutlich höher.
Die Ausgabensteigerung je Versicherten für Vertragsärzte wird vorläufig mit 1,2 Prozent angegeben; der Wert kann sich aber noch erhöhen, weil die Abrechnungen der KVen für das erste Quartal noch nicht vorliegen.
Kräftig sind hingegen die Ausgaben für Klinikbehandlung mit 4,8 Prozent gestiegen. Als Ursache nennt das BMG höhere Leistungsmengen. Mit 11,2 Prozent Plus hat sich der anhaltend starke Zuwachs der Ausgaben für Krankengeld fortgesetzt.
Die Verwaltungskosten seien um 2,4 Prozent gestiegen; das BMG mahnt eine "Abflachung der Ausgabenentwicklung" an. Sonst würden die Kassen gegen das Spargesetz verstoßen.
Der hohe Überschuss der Kassen wird sich im Jahresverlauf wahrscheinlich reduzieren, da die Monatszuweisungen aus dem Fonds konstant sind, die Ausgaben jedoch steigen werden. Vice versa hat der Fonds aktuell ein rechnerisches Defizit von 520 Millionen Euro.
Das wird allerdings durch steigende Beitragseinnahmen und vor allem durch den Weihnachtsgeldeffekt überkompensiert. Für das Jahresende erwartet das BMG eine Liquiditätsreserve von 6,9 Milliarden Euro.
Davon sind drei Milliarden Euro als Mindestreserve gesetzlich gebunden, weitere zwei Milliarden Euro sind für den Sozialausgleich 2012 bis 2014 reserviert.
Arzneisparpaket entlastet die Krankenkassen
Veränderung je GKV-Mitglied in Prozent 1. Quartal 2011 im Vergleich zum 1. Quartal 2010 | |
Leistungsausgaben insgesamt | 3,1 |
Ärztliche Behandlung | 1,2 |
Zahnbehandlung (kons-chirurg.) | 1,3 |
Zahnersatz | 0,8 |
Arznei- u. Verbandsmittel insgesamt | - 4,8 |
Häusliche Krankenpflege | 13,5 |
Krankenhausbehandlung | 4,8 |
Krankheitsverhütung/soziale Dienste | 10,5 |
Krankengeld | 11,2 |
Fahrkosten | 6,7 |
Kuren und Rehabilitation | 0,5 |
Früherkennungsmaßnahmen | 4,1 |
Leistungen bei Schwangerschaft ohne stat. Entbindung | 0,5 |
Verwaltungskosten | 2,4 |
Ausgaben insgesamt | 44.382 Mio. Euro |
Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds | 44.737 Mio. Euro |
Beitragseinnahmen vor dem 1.1.2009 | 432 Mio. Euro |
Übrige Einnahmen | 681 Mio. Euro |
Einnahmen insgesamt | 45.850 Mio. Euro |
Überschuss | 1.468 Mio. Euro |
Quelle: BMG/KV 45 - Tabelle: Ärzte Zeitung |
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