BKK für Heilberufe: Rettung wird sehr viel teurer

Der Fusionspartner für die angeschlagene BKK für Heilberufe ist anscheinend gefunden. Die Hochzeit kostet die Betriebskrankenkassen aber weitaus mehr als gedacht.

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Die BKK für Heilberufe wird voraussichtlich mit BKK vor Ort fusionieren.

Die BKK für Heilberufe wird voraussichtlich mit BKK vor Ort fusionieren.

© dpa

BERLIN/KÖLN (fst/eb). Die Betriebskrankenkassen müssen 53 Millionen Euro aufbringen, um die angeschlagene BKK für Heilberufe unter die Haube zu bringen. Fusionspartner soll die BKK vor Ort werden.

Dies bestätigte der BKK Bundesverband am Donnerstag der "Ärzte Zeitung". Bislang liegt aber nur eine Empfehlung des GKV-Spitzenverbands und des Bundesversicherungsamts vor.

Im Oktober müssen noch die BKK-Spitzengremien den Vorschlag absegnen.

Andere BKKen befürchten Kostenfolgen

Das wird Zähneknirschen bei vielen BKK-Vorständen auslösen - bislang war die Fusionsbeihilfe auf rund 30 Millionen Euro taxiert worden.

Befürchtet wird, dass die Kostenfolgen andere BKKen in einen Zusatzbeitrag treiben könnten.

Vier Betriebskrankenkassen waren an Fusion interessiert

95 der rund 200 Mitarbeitern der BKK für Heilberufe sind bereits gekündigt worden.

Insgesamt hatten vier Betriebskrankenkassen Interesse an einer Fusion gezeigt. Außer der BKK vor Ort waren dies BKK Pronova, BKK Essanelle und Deutsche BKK.

Die BKK Essanelle kam Anfang September wieder in den potenziellen Bieterkreis zurück, nachdem die Fusionsbeihilfe aus dem BKK-System von zuvor knapp 30 Millionen aufgestockt worden war.

Mai 2011: Kurz vor der Insolvenz

Im Mai stand die BKK für Heilberufe Berichten zufolge kurz vor der Insolvenz. Gerüchte über die Schließung hatten die Runde gemacht, die die Kasse später allerdings dementierte. Vielmehr strebe man eine Fusion zum Jahresende an, hieß es.

Bereits im Jahr 2003 war die BKK für Heilberufe ins Straucheln geraten. Ein Auslöser war der damals sehr günstige Beitragssatz, durch den die Kasse rasant gewachsen ist.

Eigentlich hätte Beitragssatz angehoben werden müssen, doch das wurde lange verzögert. Schließlich geriet die Kasse in Not. Im Februar 2003 wurde der Vorstand entlassen.

Stütze von über 300 Millionen Euro

Gut ein Jahr später, 2004, einigte sich die Gemeinschaft der Betriebskrankenkassen, die rund 360 Millionen Euro Altschulden der Kasse über einen Zeitraum von vier Jahren abzubauen.

Einige Betriebskrankenkassen fühlten sich von dem Umlageschlüssel allerdings benachteiligt. Gegen die asymetrische Finanzierung, die abhängig von den damals noch kassenindividuellen Beitragssätzen bemessen wurde, zogen einige Kassen vor Gericht.

Das jüngste Verfahren begann im Mai 2011 vor dem Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen. Insgesamt sind drei Musterverfahren bundesweit anhängig. Womöglich wird letztlich das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel entscheiden.

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