Zehn Jahre DMP in Nordrhein

Erfolgsgeschichte der Qualität

Von strukturierten Behandlungsprogrammen profitieren Patienten in vielerlei Hinsicht. Das zeigt der jüngste Qualitätsbericht der KV Nordrhein. Danach wirken DMP sogar über sich hinaus.

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Gut eingestellt - dank DMP?

Gut eingestellt - dank DMP?

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DÜSSELDORF. Die Disease Management Programme (DMP) haben in doppelter Hinsicht etwas für chronisch Kranke getan: Sie haben zu einer deutlichen Anhebung des Qualitätsniveaus beigetragen und dafür gesorgt, dass die bessere Versorgung chronisch Kranker zum Thema der innerärztlichen und der breiten Öffentlichkeit wird.

Davon geht der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) Bernhard Brautmeier aus.

"Der aktuelle Qualitätsbericht 2011 zeigt, dass die Einführung strukturierter Behandlungsprogramme für chronisch Kranke sinnvoll und richtig war", sagte Brautmeier anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der DMP in Nordrhein.

"Die intensive Betreuung hilft nachweislich vielen chronisch kranken Patienten, die nicht nur intensiv und koordiniert ärztlich betreut, sondern auch selber im Umgang mit ihrer Krankheit geschult werden."

Auch für Matthias Moormann, Vorstand der AOK Rheinland/Hamburg steht fest: "Wir haben eine deutliche Qualitätsverbesserung in der Versorgung."

Zahlen zum DMP Diabetes Typ 2 im Jahr 2011

89,3 Prozent der Patienten hatten einen HbA1c-Wert von unter 8,5 Prozent. Damit haben die Ärzte das Qualitätsziel erreicht.

86,1 Prozent der stark übergewichtigen Patienten wurden mit Metformin behandelt. Damit wurde das Qualitätsziel von 50 Prozent klar überschritten.

Nur 31,6 Prozent der Patienten wurden bei Fußläsion zum Spezialisten überwiesen, das waren deutlich weniger als die Zielmarke von 65 Prozent.

In Nordrhein wurde im Oktober 2002 das erste DMP für Frauen mit Brustkrebs eingeführt. Inzwischen gibt es Programme für sechs Indikationen. Im Jahr 2011 sind über sie insgesamt 755.011 Patienten versorgt worden.

Fast 80 Prozent der 6.855 nordrheinischen Hausärzte beteiligen sich an den DMP. Hinzu kommen eine große Zahl von Fachärzten und 107 Krankenhäuser. "Die Patienten können sich auf eine hohe Qualität verlassen", sagte Brautmeier.

Die KVNo, die rheinischen Krankenkassen und die Krankenhausgesellschaft haben das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) damit beauftragt, die DMP-Dokumentationen zu analysieren.

"Wir haben uns verständigt, die Daten intensiver auswerten zu lassen als gesetzlich vorgeschrieben", betonte er. Über den jährlich erscheinenden Qualitätsbericht werden die Daten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Darüber hinaus erhalten die beteiligten niedergelassenen Ärzte regelmäßig Feedback-Berichte vom ZI - inzwischen rund 26.000 im Jahr. Dort können die Ärzte sehen, was in ihren Praxen im Vergleich zur Fachgruppe gut läuft und was weniger.

Drei von vier Diabetikern in DMP

Auch die Entwicklung bei einzelnen Patienten wird sichtbar. Zudem schickt das ZI Reminder, zum Beispiel wenn Diabetiker länger nicht bei der Augenkontrolle waren oder Patienten nach Herzinfarkt keine Statine erhalten.

"Wir sind in der Lage, Patienten über einen sehr langen Zeitraum zu beobachten", sagte Dr. Lutz Altenhofen vom DMP Projektbüro des ZI. Die in die Programme eingeschlossenen Patienten seien über ihre Erkrankung deutlich besser informiert und mit der Betreuung zufriedener.

Alzenhofen: "Dies stärkt ihre Adhärenz und die Fähigkeit zur Übernahme von mehr Selbstverantwortung."

Weitere wichtige Faktoren, die zu einer verbesserten Versorgung führen, seien die stärkere Leitlinienorientierung der Ärzte und ihre verbesserte Kooperation. Die Wirkung der DMP bleibt nicht auf die sechs Indikationen beschränkt, sagte Altenhofen.

"In vielen Praxen ist durch die DMP ein wichtiger Prozess der praxisorganisatorischen Differenzierung und Professionalisierung angestoßen worden, der positive Auswirkungen auch auf andere Versorgungsschwerpunkte und Indikationen haben wird."

Auch AOK-Vorstand Mohrmann betont die positiven Effekte der Programme. In Nordrhein nähmen 75 Prozent der Typ 2 Diabetiker am DMP teil und hätten dadurch nachweislich eine gute Blutzuckereinstellung.

"Dass im Bereich des DMP Asthma mittlerweile rund 30 Prozent der Betroffenen keine typischen Asthma-Symptome mehr zeigen, kann auf die leitliniengerechte Medikation zurückgeführt werden."

Die Beteiligten setzen auf die Weiterentwicklung der DMP. Sie begrüßen, dass künftig der Gemeinsame Bundesausschuss Richtlinien zur Ausgestaltung der DMP vorgeben kann, ohne dass sich die Politik in den Prozess einschalten muss.

"Damit besteht die Chance, diese Programme stärker der Konsensbildung zwischen Kostenträgern und Ärzteschaft auszusetzen und rascher als in der Vergangenheit den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen anzupassen", schreiben Brautmeier und Mohrmann im Qualitätsbericht 2011. (iss)

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