Qualitätsvergleich

Kassen wollen Ärzte-Rankings anschieben

Wie gut ein Arzt seine Arbeit macht, soll den Patienten klarer aufgezeigt werden, finden die Kassen. Ihnen schwebt ein Qualitätsvergleich mittels Scores vor.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Welcher Arzt arbeitet gut, welcher schlecht? Qualitätsreporte sollen das nach Ansicht der Kassen offenlegen.

Welcher Arzt arbeitet gut, welcher schlecht? Qualitätsreporte sollen das nach Ansicht der Kassen offenlegen.

© [M] RioPatuca Images / fotolia.com – Robert Kneschke/fotolia.com

BERLIN. Der GKV-Spitzenverband hat eine Zukunftsvision. Patienten sollen sich in Qualitätsberichten darüber informieren können, was der Arzt ihrer Wahl kann.

Dazu sollen in einem nicht näher bestimmten Zeitraum Daten des gerade erst aus der Taufe gehobenen Instituts für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen zielgruppengerecht aufbereitet werden.

Das geht aus einer vertraulichen Beratungsunterlage des Verwaltungsrats des GKV-Spitzenverbands hervor, die der "Ärzte Zeitung" vorliegt. Der Gesetzgeber sei gefordert, zu beschließen, dass die Daten der ambulanten Qualitätssicherung an die Vertragspartner und das neue Qualitätssicherungsinstitut übermittelt würden, heißt es darin.

Auch Patientenvertreter, Internetportale und die einzelnen Krankenkassen sollten Zugriff auf diese Daten bekommen, um sie "laienverständlich" aufbereiten und verbreiten zu können.

Und weiter: "Zur Datenaufbereitung gehören auch Konzepte für eine zusammenfassende Bewertung von Qualitätsindikatoren. Die Bildung von Scores oder Indizes erlaubt die Konzentration auf entscheidungsrelevante Kriterien und erleichtert so den Versicherten eine informierte Wahlentscheidung", schreiben die Autoren der Beschlussvorlage.

Kein Ranking nach dem Motto "Deutschlands bester Hausarzt"

Ein Ärzte-Ranking nach dem Motto "Deutschlands bester Hausarzt" werde es mit dem GKV-Spitzenverband nicht geben, relativierte Verbandssprecher Florian Lanz die in Medienberichten zugespitzten Interpretationen des Papiers gegenüber der "Ärzte Zeitung".

Man stehe noch ganz am Anfang der Diskussion, wie sich Qualität anhand fester Kriterien verlässlich messen und für alle verständlich darstellen lasse, sagte Lanz.

Die Reaktion der Ärzteseite erfolgte prompt: "Offenbar plagen die Krankenkassen Allmachtsfantasien", sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.

Der GKV-Spitzenverband habe Probleme mit freiberuflich tätigen Ärzten, die nach dem medizinischen Wohl ihrer Patienten entscheiden und nicht nach der Diktion der Krankenkassen handeln wollen. Patienten wüssten sehr gut, was sie an ihren Ärzten haben, sagte Gassen.

Sie bräuchten keine Listen ihrer Krankenkassen. Viel eher brauche die Bevölkerung Rankings der Krankenkassen, um sich orientieren zu können, spielte Gassen den Ball zurück. Gassen kündigte an, das Instrument des Kassen-Navigators neu zu beleben.

Zweite Runde der Honorarverhandlungen am Mittwoch

"Jetzt auch noch Ärzte-Rankings der Krankenkassen - mit diesem Bürokratiewahn nehmen die Kassenfunktionäre auch noch dem letzten Medizinstudenten die Lust, sich als Landarzt niederzulassen", kommentierte der Präsident der Bundesärztekammer, Professor Frank Ulrich Montgomery das Kassenpapier.

Alle Studien zeigten, dass die Patienten mit der Arbeit ihrer Ärzte hochzufrieden seien, aber nicht immer mit der Arbeit ihrer Krankenkassen.

Eine Bewertung von Arztpraxen voranzutreiben ist ein Punkt von insgesamt zehn Positionen, die der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbands am Mittwoch, 3. September, beschließen soll. Inhaltlich geht es dabei um Qualitätssicherung allgemein von Mindestmengen, Personalschlüssel, aber auch um die Qualitätssicherung in der Integrierten Versorgung.

Dass das Papier ausgerechnet heute durchsickerte, gehört auch zu den in Zeiten von Honorarverhandlungen üblichen Drohgebärden.

Am Mittwoch treffen sich die Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Gesetzlichen Krankenversicherung zur zweiten Runde der Verhandlungen. Noch liegen die Positionen der beiden Seiten weit auseinander.

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