Beitragssätze

Koalition schärft Preiswettbewerb in der GKV

Kassen kündigen flächendeckend Zusatzbeiträge an. Beiträge bleiben konstant oder sinken geringfügig. Viele Kassenwechsler werden im ersten Quartal erwartet

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BERLIN. Viele Patienten mit neuen Krankenkassen-Karten werden im ersten Quartal des neuen Jahres in die Praxen kommen. Es ist Wechselsaison: Vier Jahre, nachdem der Beitragssatz vom Gesetzgeber bei zuletzt 15,5 Prozent fixiert worden ist, können Kassen ab 2015 wieder über dessen Höhe selbst bestimmen.

Die große Koalition hat mit der Finanzreform der Kassen im Sommer dieses Jahres knapp elf Milliarden Euro aus dem GKV-System genommen. Der allgemeine Beitragssatz liegt nun bei 14,6 Prozent.

Doch der Finanzbedarf der allermeisten Kassen sinkt nicht - flächendeckende Zusatzbeiträge sind die Folge. Die Höhe des Sonderobolus liegt im Mittel bei 0,7 bis 0,8 Prozentpunkten.

Für Mitglieder in Kassen, die weniger als 15,5 Prozent verlangen, ergibt sich eine geringfügige Entlastung. Die Frage ist allein, wie lange diese Beitragssätze Bestand haben werden. "

Man darf nicht vergessen, dass sehr viele Zusatzbeitragssätze der Krankenkassen über die teilweise gut gefüllten Rücklagen subventioniert werden", warnte kürzlich der Leiter des Bundesversicherungsamtes (BVA), Dr. Maximilian Gaßner.

Schon Ende 2015 könnte die nächste Wechselwelle anstehen, wenn Kassen ihre zu niedrig angesetzten Beitragssätze nicht halten können.

Jüngere sind wechselwilliger

Immerhin 24 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Umfrage der Schwenninger BKK bekundeten im Dezember, sie würden für einen günstigeren Kassenbeitrag auch Abstriche bei den Leistungen hinnehmen.

Splittet man die Antworten nach Altersklassen auf, zeigt sich keine Überraschung: Die Jüngeren (18 bis 34 Jahre) sind überproportional wechselwillig (33 Prozent), bei den über 55-Jährigen ist es umgekehrt (18 Prozent). Dass die Beitragssätze steigen werden, davon gehen laut der Umfrage 76 Prozent der Befragten aus, 24 Prozent erwarten diese Entwicklung nicht.

Bis dato hat nur die IKK Südwest angekündigt, den Beitragssatz um 0,3 Punkte auf 15,8 Prozent zu erhöhen (siehe ausführlichen Kassen-Beitragssatz-Check). Man plane "anders als viele andere Kassen" im kommenden Jahr keine Defizite, erklärt der Kassenvorstand - verbunden mit der "Zusage", den Beitragssatz bis 2016 stabil zu halten.

Ob die Kassenmitglieder eine solche Marktpositionierung goutieren, bleibt abzuwarten. Die Erfahrungen mit dem pauschalen Zusatzbeitrag sprechen dagegen.

Auffällig ist, dass viele große Versorgerkassen (zum Beispiel Barmer GEK, DAK Gesundheit) keine oder nur geringfügige Beitragssenkungen vornehmen (IKK classic, Techniker Kasse). (fst)

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