Nach Klinikaufenthalt

SINAH hilft sicher nach Hause

Seit 2007 haben Patienten Anspruch auf Entlassmanagement nach einem Klinikaufenthalt. Wie das funktionieren kann, zeigt ein Modellprojekts im Landkreis Bergstraße in Südhessen. Das stützt sich auch auf das ehrenamtliche Engagement von Bürgern.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Sicher nach Hause (SINAH) heißt ein Pilotprojekt im Kreis Bergstraße, mit dem Alleinstehenden nach einem Krankenhausaufenthalt Hilfe durch Ehrenamtliche angeboten wird.

Sicher nach Hause (SINAH) heißt ein Pilotprojekt im Kreis Bergstraße, mit dem Alleinstehenden nach einem Krankenhausaufenthalt Hilfe durch Ehrenamtliche angeboten wird.

© Thomas J. Zelinge

HEPPENHEIM. Eine klassische Situation: Der Patient braucht keine stationäre Behandlung mehr, ist aber noch nicht fit genug, um seinen Alltag in den eigenen vier Wänden schon alleine bewältigen zu können.

Hilfestellung besonders für ältere, alleinstehende Patienten bietet das Modellprojekt "Sicher nach Hause" - kurz SINAH -, das die Versorgungslücke zwischen der Betreuung im Krankenhaus und der häuslichen Versorgung schließen soll.

Das vom Land Hessen und den Pflegekassen geförderte Modellprojekt des Kreises Bergstraße wird vom Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim - einer Einrichtung des Uniklinikums Heidelberg - umgesetzt und soll nach und nach auch in anderen Krankenhäusern der Region eingerichtet werden, wie eine Kliniksprecherin mitgeteilt hat.

Eine begleitende Fragebogen-Aktion solle Aufschluss über den speziellen Hilfsbedarf älterer Menschen nach der Klinikentlassung geben.

Die Hausärzte im Kreis Bergstraße sind über das Projekt informiert worden und können ihre Patienten bereits bei der Einweisung auf den neuen Service hinweisen und den Kontakt zur Koordinierungsstelle SINAH frühzeitig herstellen.

Bis zu acht Hausbesuche

Bis zu acht häusliche Besuche einer ehrenamtlich tätigen SINAH-Begleiterin oder eines -begleiters direkt nach dem Krankenhausaufenthalt über sechs bis acht Wochen sind möglich und sollen den Übergang von der Klinik zurück ins häusliche Umfeld erleichtern.

Die Begleiter werden für ihre Aufgabe gezielt geschult. Bislang sind im Kreis Bergstraße nach Angaben der SINAH-Koordinatorin Dipl. Psychologin Marianne Schäfer zehn Frauen und Männer als Begleiter im häuslichen Umfeld der frisch entlassenen älteren Patienten tätig.

Sie übernehmen Besorgungen, helfen bei Formalitäten, sind für Gespräche offen und vermitteln im Bedarfsfall Kontakt zu den entsprechenden Beratungsstellen.

Zielgruppe: Ältere Menschen

In der Regel wird die Anforderung einer SINAH-Begleitung durch den Sozialdienst der Kreiskrankenhäuser bei der Koordinierungsstelle SINAH gestellt, wie bei der 91jährigen, allein lebenden Dame, die wegen einer Wirbelsäulenfraktur im Krankenhaus behandelt wurde.

 Bei ihr wurde auch eine beginnende Demenz vermutet.

Nach einer Woche sollte die Patientin entlassen werden, war aber noch bewegungseingeschränkt und durfte weder schwer heben noch tragen. Eine SINAH-Begleiterin nahm sich der 91jährigen gleich nach der Entlassung an.

Schon vorher kümmert sie sich darum, dass genügend Lebensmittel in der Wohnung vorhanden waren und diese beheizt war, als die alte Dame zu Hause eintraf.

Als im Verlauf weitere Hilfen und Hilfsmittel gebraucht wurden, wandte sich die Begleiterin an die entsprechende Seniorenberatungsstelle und informierte Nachbarn und Bekannte über die Situation ihrer Mitbewohnerin.

Nach acht Besuchen und organisierten Hilfen durch die SINAH-Begleiterin war gesichert, dass die alte Dame vorerst in ihren eigenen vier Wänden bleiben konnte.

Das Modellprojekt soll die Vernetzung der an der Versorgung älterer Menschen beteiligten Einrichtungen fördern und Aufschluss darüber geben, welcher Hilfsbedarf bei den älteren Patienten nach der Entlassung aus der Klinik besteht und wo mögliche Hemmschwellen liegen, solche Hilfen anzunehmen.

Im Grund genommen basiert das Projekt auf dem Anspruch von Versicherten auf ein Entlass-Management bei stationärem Aufenthalt, der 2007 mit dem Wettbewerbsstärkungs-Gesetz (WSG) eingeführt worden war.

Die Realisierung des Anspruchs ist allerdings keine Selbstverständlichkeit - bereits zum zweiten Mal konkretisiert der Gesetzgeber.

Kontakt: Marianne Schäfer, Koordinierungsstelle SINAH in Heppenheim. Tel.: 0 62 52 / 95 98.748; e-mail: sinah@kreis-bergstrasse.de

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