Häusliche Krankenpflege

Pflegedienste und DAK liegen im Clinch

Die DAK hat Fragebögen an Versicherte verteilt. Die Diakonie spricht von Sparen auf Kosten Kranker.

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HAMBURG. Pflegedienste und die DAK Gesundheit erheben gegenseitige Vorwürfe in Zusammenhang mit der Bewilligung häuslicher Krankenpflege. Die Kasse spricht von Auffälligkeiten bei der Abrechnung, die Pflegedienste sehen die Versorgung gefährdet.

Ins Rollen gekommen ist der Streit in Baden-Württemberg, wo mehrere Träger gegen das Vorgehen der Kasse mit Sitz in Hamburg protestierten. Bei teils hochbetagten Patienten hatte die Kasse Leistungen der häuslichen Krankenpflege in Frage gestellt. Dabei geht es etwa um das Anlegen von Kompressionsstrümpfen.

Die Kasse bewilligte solche Leistungen offenbar nur kurzfristig und verlangte bei längerfristiger Verordnung von Patienten das Ausfüllen eines umstrittenen Fragebogens, in dem Angaben über Menschen im persönlichen Umfeld verlangt wurden, die diese Leistungen statt eines Pflegedienstes übernehmen könnten.

Diakonie erhebt Vorwürfe

"Seit einiger Zeit kürzt die DAK Verordnungen, zu denen sie als gesetzliche Krankenkasse verpflichtet ist", berichtet etwa die Diakonie Württemberg. Sie wirft der Kasse vor, "damit Geld auf Kosten alter und kranker Menschen sparen" zu wollen. Hierzu nennt die Diakonie auch konkrete Beispiele.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Pflege (bpa) bestätigte, dass die DAK bundesweit so vorgeht. Der Verband hat wegen des strittigen Fragebogens den Bundesdatenschutzbeauftragten eingeschaltet. "Der Bogen ist nach unserer Sicht rechtswidrig", sagte bpa-Geschäftsführer Bernd Tews der "Ärzte Zeitung".

Für das Ausfüllen des Bogens durch Patienten sieht er keine Veranlassung, weil die Verordnung durch den Arzt erfolge - dieser prüfe ja bereits die Voraussetzungen, ob ein Pflegedienst die Leistungen übernehmen muss.

Intensivierte Abrechnungsprüfung

Nach Angaben der DAK Gesundheit bewilligt sie bundesweit 94 Prozent der Verordnungen zur häuslichen Krankenpflege, regional und auch zu anderen Kassen gebe es keine nennenswerten Unterschiede. Die Vorwürfe der Pflegedienste führt man in der DAK- Zentrale auf die in jüngster Zeit intensivierte Abrechnungsprüfung zurück.

"Wir schauen genau hin, wie die Pflegedienste abrechnen", sagte ein Sprecher. Grund seien Unregelmäßigkeiten - so sei aufgefallen, dass viele Pflegedienste verstärkt das Anlegen von Kompressionsstrümpfen abrechneten, ohne dass diese ärztlich verordnet waren. "Dass diese Strümpfe in einem so großen Umfang privat gekauft wurden, ist fraglich", sagte der Sprecher.

Allerdings räumte er ein, dass auf dem verschickten Fragebogen "ein, zwei Fragen nicht ganz korrekt" gewesen seien. Der Fragebogen, der an rund 15 Prozent der Betroffenen verschickt wurde, werde derzeit überarbeitet. Der Sprecher versicherte, die Kasse suche das Gespräch mit den Diensten und sei an einer Versachlichung interessiert. (di)

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