TK-Studie zeigt

Höheres Thrombose-Risiko bei neuen "Pillen"

Wie neue Antibabypillen im Vergleich zu ihren Vorläufern abschneiden, hat die Techniker Krankenkasse in einem "Pillenreport" untersuchen lassen. Die Ergebnisse liegen jetzt vor.

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BERLIN. Neuere Kontrazeptiva bergen im Vergleich zu ihren Vorgängern häufig ein größeres Thrombose-Risiko. Zu diesem Ergebnis kommt ein am Freitag in Berlin veröffentlichter "Pillenreport", den die Techniker Krankenkasse zusammen mit der Uni Bremen erstellt hat.

Hormonelle Mittel mit Levonorgestrel, die zur zweiten und damit älteren Pillen-Generation gezählt werden, verhüten laut dem Report zudem genauso sicher wie neuere Präparate der dritten und vierten Generation. Letztere wurden den Angaben zufolge gezielt weiterentwickelt, um beispielsweise für eine reinere Haut zu sorgen oder Schmerzen während der Periode zu lindern - was vor allem auch für junge Frauen interessant sein könnte.

Die Ergebnisse basieren unter anderem auf Informationen der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Auch verschiedene Fachartikel wurden ausgewertet.

"Neu ist nicht immer besser"

"Vor allem bei jungen Frauen, die nicht rauchen und kein Übergewicht haben, spricht auf den ersten Blick auch nichts gegen die neuen Präparate", erklärte Professor Gerd Glaeske von der Uni Bremen. "Aber neu ist nicht immer gleich besser, im Gegenteil: Die Pillen der früheren Generationen schützen genauso gut vor einer ungewollten Schwangerschaft und haben ein geringeres Thromboserisiko."

Das BfArM, dessen Daten auch in dem Report berücksichtigt werden, hat nach eigenen Angaben zuletzt 2013 zusammen mit den anderen europäischen Behörden neuere Studien und Daten zu den Risiken kombinierter oraler Kontrazeptiva untersucht. Daraus ging hervor, dass der Nutzen bei allen zugelassenen neueren Pillen zwar die Risiken überwiegt.

Bei den drospirenonhaltigen Mitteln der neueren Generation ist das Risiko für einen bestimmten Venenverschluss, die venöse Thromboembolie, demnach aber mit neun bis zwölf Anwenderinnen pro 10.000 Frauen erhöht. Dem gegenüber stehen fünf bis sieben Patientinnen pro 10.000 Frauen bei älteren Mitteln.

Ausführlich über Risiken aufklären

"Ärzte sollten besonders ausführlich über Risiken aufklären, wenn junge Erstanwenderinnen aus kosmetischen Gründen nach bestimmten KOK fragen", erklärte ein BfArM-Sprecher. "In diesen Fällen muss die ärztliche Beratung auch darauf abzielen, dass Verhütungspillen keine Lifestyle-Produkte sind, sondern Arzneimittel, die mit Risiken verbunden sein können."

Gynäkologen halten dagegen: Die Pille der zweiten Generation könne andere unerwünschte Nebeneffekte haben. Zwar sei das Thromboserisiko möglicherweise geringer. Einige Frauen klagten hier aber über Zwischenblutungen, dauerhafte Menstruationsbeschwerden, Akne oder unerwünschte Haarwuchs.

Dass Ärzte die neueren Pillen inzwischen häufiger verordneten, liege daran, dass einige Frauen sie besser vertrügen. Im vergangenen Jahr bekamen der TK zufolge insgesamt 76 290 ihrer Versicherten eine Pille verschrieben, die nach Einschätzung der Kasse ein höheres oder unklares Gesundheitsrisiko hat.

40.577 Frauen nahmen hingegen ein Präparat der älteren Generation. Daten, wie viele TK-Patientinnen tatsächlich an Thrombose erkrankten und welche Pille sie nahmen, konnte die Krankenkasse auf Anfrage allerdings nicht nennen. (dpa)

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