Praxisnetz

Medikationskonsil geht an den Start

Ein Greifswalder Praxisnetz startet ein eigenes Medikationskonzept, bei dem auch Apotheken mit im Boot sind.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

GREIFSWALD. Ärzte aus dem Greifswalder Praxisnetz Grypsnet starten im März gemeinsam mit Apothekern ein Medikationskonsil. Ziel ist die Aufstellung aller Medikamente eines Patienten und seine Beratung. "Das Medikationskonsil ist ein innovativer Ansatz, um die Arzneimitteltherapie für die Patienten zu verbessern", meint Harald Möhlmann, Geschäftsführer Versorgungsmanagement der AOK Nordost.

Seine Kasse ist neben dem Ärztenetz und dem Apothekerverband sowie der KV Mecklenburg-Vorpommern Vertragspartner für das Projekt.

Gesamtmedikation erfassen

Wenn aus Sicht eines Netzarztes die Medikation eines AOK-Versicherten überprüft werden sollte, verordnet er das Medikationskonsil auf einem herkömmlichen Rezeptformular.

Damit kann der Patient in jeder am Vertrag teilnehmenden Apotheke in der Region Greifswald seine Gesamtmedikation erfassen lassen und sich in einem persönlichen Beratungsgespräch einen individuellen Medikationsplan mit pharmazeutischen Hinweisen und Empfehlungen erstellen lassen. Dieser Plan wird dem verordnenden Arzt zur Verfügung gestellt.

Bestmögliche Koordinierung

Bei Bedarf hält der Arzt Rücksprache mit mitbehandelnden Kollegen, entscheidet über eine Therapieanpassung und wertet die Ergebnisse mit dem Patienten aus.

KV-Vorstandsmitglied Fridjof Matuszewski hält es für wichtig, dass die behandelnden Ärzte damit auch über die vom Patienten selbst gekauften Medikamente informiert werden.

"Liegen alle pharmazeutischen Fakten auf dem Tisch, können die behandelnden Ärzte eine bestmögliche Koordinierung der Medikation finden und ungewollte Arzneimittelwirkungen weitestgehend vermeiden", sagte Matuszewski. Er hofft, dass das Konsil die Therapietreue und Lebensqualität der Patienten verbessern hilft.

Die Vertragspartner sehen sich mit ihrem Projekt weiter, als es der Gesetzgeber im E-Health-Gesetz verlangt.

Dieses sieht einen Anspruch auf einen ausgedruckten Medikationsplan für Patienten vor, die regelmäßig mehr als drei Medikamente gleichzeitig nehmen. Der Plan soll wie berichtet zunächst in Papierform erstellt und später auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden.

Das Konsil im Nordosten fasst darüber hinaus die Informationen von Patient, Apotheker und Arzt zusammen und findet durch die Kooperation der Heilberufe gemeinsame Lösungen. Auch andere Länder wie etwa Rheinland-Pfalz sammeln bereits Erfahrungen mit Medikationsplänen in eigenen Projekten.

Das Konsil im Nordosten soll zunächst auf die Region in und um Greifswald begrenzt bleiben. Es wird von einem gemeinsamen Lenkungsausschuss begleitet, der auch die wissenschaftliche Auswertung sicherstellt.

Hierbei sollen neben der Therapiesicherheit auch die Zufriedenheit der beteiligten Ärzte und Apotheker, die Vergütungsstruktur und die Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung analysiert werden. Erste Ergebnisse der Analyse erwarten die Beteiligten zum Jahresende.

Mehr zum Thema

Weit weg von WHO-Zielen

hkk-Daten zeigen laue HPV-Impfquoten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen