Leitartikel zu Gentests
Der Gen-Kommerz schreitet voran
Das Interesse am eigenen Genom ist groß, wie sich an Unternehmen ablesen lässt, die Gentests über das Internet anbieten. Der nächste Schritt, kommerzielle Angebote zur vollständigen Sequenzierung des Erbguts, wird mit aller Macht vorangetrieben.
Veröffentlicht:Die wenigen Ziffern und Buchstaben "23andMe" stehen für eine Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten ist: das Anbieten von Gentests über das Internet, auch als Direct-to-Consumer-Gentests (DTC) bezeichnet.
Anhand einer Speichelprobe konnte man bis vor wenigen Tagen sein Erbgut auf mehr als 250 genetische Veränderungen durchforsten lassen, die das Risiko für Krankheiten erhöhen - und das für derzeit knapp 100 US-Dollar (etwa 75 Euro).
Die Bandbreite der untersuchten Risikomerkmale reicht von der Beta-Thalassämie und dem Sjögren-Syndrom über Brustkrebs und Gallensteine bis zum Ansprechen auf Arzneien wie Betablocker, Antithrombotika und Statine.
Wer wollte, konnte dem Unternehmen seine Daten zu Forschungszwecken überlassen. Man habe bereits die genetischen Daten von mehr als 10.000 Parkinsonpatienten, hat Catherine Afarian, Sprecherin von "23andMe", in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" berichtet (FAZ vom 7. November).
Die Testergebnisse waren zwar mit Empfehlungen des Unternehmens versehen. Aber eine humangenetische Beratung durch das Unternehmen vorher oder nachher? Fehlanzeige.
Das ist einer der Gründe, warum die US-Zulassungsbehörde FDA jetzt dem Unternehmen Einhalt gebietet und die weitere Vermarktung des Tests ab sofort untersagt (FDA-Schreiben vom 22. November).
"23andMe", das das Schreiben auf seiner Internetseite bestätigt, hat nun knapp zwei Wochen, um die seit geraumer Zeit angeforderten Dokumente endlich der FDA zu übergeben.
Was derzeit noch alles möglich ist mit den eigenen Genen, und wo die Reise hingehen könnte, lesen Sie exklusiv in der "Ärzte Zeitung digital" vom 29. November.