Bremen

Aufregung um Anzeigenkampagne gegen Neurobiologen

Die Versuchsreihen mit Affen erhitzen in Bremen weiter die Gemüter. Jetzt haben Tierschützer in Zeitungsanzeigen die Forschungsarbeit des Neurobiologen heftig angegriffen. Politiker kritisieren die Kampagne scharf.

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BREMEN. "Diffamierend", "menschenverachtend" und "inakzeptabel" nannten Bremer Politiker die Zeitungskampagnen Deutscher Tierschützer gegen den Bremer Neurobiologen Professor Andreas Kreiter.

Auf ganzseitigen Anzeigen bezeichneten die "Tierversuchsgegner Bundsrepublik Deutschland e.V." den Wissenschaftler als "eiskalt". "Tierexperimentatoren sind Wesen besonderer Art - man sollte sie nicht leichtfertig Menschen nennen", zitieren die Initiatoren den Psychologen Dr. Herbert Stiller.

In dem Text rufen die Autoren den Direktor der Bremer Uni, Professor Bernd Scholz-Reiter, auf, sich "von den mittelalterlichen Foltermethoden" zu verabschieden. Das Pamphlet ist am 16. April in mehreren Zeitungen erschienen, unter anderem in der "Zeit", der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und dem Bremer "Weser Kurier".

Bremer Politiker kritisierten die Kampagne scharf. Sie sei diffamierend und entmenschliche eine Person, so Reinhard Fischer von der Universität Bremen zu "Radio Bremen". "Wir werden sicherlich rechtlich prüfen, ob hier ein Tatbestand der Verleumdung vorliegen könnte."

Bremens Politiker verurteilen Kampagne

"Die Gestaltung und Aufmachung der Anzeige halte ich für inakzeptabel und menschenverachtend", erklärte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion in Bremen, Dr. Thomas vom Bruch. "Argumente werden hier durch persönliche Herabwürdigung ersetzt." Die Fraktion hat eine Beschwerde beim Deutschen Werberat angekündigt.

"Grob persönlichkeitsverletzend" nannte ein Sprecher von Bremens Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) gegenüber "Radio Bremen" den Text der Tierversuchsgegner. Der Bremer FDP-Politiker Magnus Buhlert nennt den Zeitungstext "respektlos und diffamierend."

Kreiter will mit seiner Grundlagenforschung an Makaken Beträge zum Verständnis der Epilepsie oder der Alzheimer-Erkrankung leisten. Die "grausamen" Tierversuche hätten bisher keinen Effekt in der Forschung gezeigt, so die Gegner Kreiters. Die Aufmerksamkeitsversuche mit den Affen seien eine "Folter" der Tiere.

Der Versuch der Entmenschlichung in dem Text ziele auf die persönliche Vernichtung ab, kommentierte Kreiter gegenüber "Radio Bremen". "Das ist, was diese Menschen wollen." (cben)

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