Transplantation

Regeln für Gesichter und Hände

Richtlinien für Körperteile: Während hierzulande noch an einem Register für Transplantationen geschraubt wird, machen die USA einen Schritt in Richtung Zukunft. Dort soll es bald Regeln für die Verpflanzung von Körperteilen geben.

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Transplantation eines Gesichtes Anfang des Jahres im polnischen Gliwice: In den USA sollen bald spezielle Richtlinien gelten.

Transplantation eines Gesichtes Anfang des Jahres im polnischen Gliwice: In den USA sollen bald spezielle Richtlinien gelten.

© Oncology Center Gliewice / epa / dpa

WASHINGTON. Die USA wollen die Transplantation von Körperteilen wie Händen und Gesichtsteilen regulieren. In den nächsten Monaten wolle die UNOS neue Richtlinien entwickeln, berichten US-Medien am Donnerstag in Washington. Das gemeinnützige United Network for Organ Sharing (UNOS) koordiniert in den USA Organspende, Wartelisten und Transplantation.

Hintergrund für das neue Bestreben ist die stetig wachsende Zahl von Hand- und Gesichtstransplantationen. Allein in den USA wurden seit der Jahrtausendwende fast 30 Handtransplantationen durchgeführt. Seit 2008 wurden sieben Gesichter beziehungsweise Gesichtshälften transplantiert.

Obwohl die rekonstruktive Transplantation als experimentelles Feld gilt, macht sie zunehmend Fortschritte. Geschichte schrieb etwa der Fall des Richard Lee Noris. Ärzte der Universität Maryland hatten ihm im Jahr 2012 in einer 36-stündigen Op ein komplettes Gesicht transplantiert.

Doch bislang fehlen den Medizinern Richtlinien für die Transplantation, auch die Allokation der Körperteile von Post-mortem-Spendern ist nicht geregelt. Nicht zuletzt sind Organspendeausweise bislang gar nicht für Ein- oder Ausschluss von Körperteilen ausgelegt.

In einem ersten Schritt soll ein neues UNOS-Komitee deswegen entscheiden, auf welche Weise die Bürger in Körperteilspende einwilligen können sollen. Die Organisation hatte bereits ein neues Expertenpanel für die "Vascular Composite Allografts" (VCA) gegründet.

Standards, Wartelistenalgorithmen und ein Register

Anfang Juli war außerdem eine neue Regelung des US-Gesundheitsministeriums in Kraft getreten, wonach Gesichts- und Handtransplantate als Organe gelten. Damit wurden die Allotransplantate implizit unter die geltenden Transplantationsregularien gestellt.

"Otto Normalverbraucher weiß nicht, dass der Begriff Organ jetzt auch für Hände und Gesichter gilt", sagte Dr. Suzanne McDiarmid von der Universität Kalifornien in Los Angeles, die dem neuen VCA-Komitee vorsitzt, einem Bericht der Nachrichtenagentur AP zufolge.

Das Expertenpanel will außerdem Richtlinien dafür erarbeiten, welche Menschen überhaupt als Spender von Körperteilen infrage kommen. Auch sollen Kriterien für das Matching von Empfänger und Spender etabliert werden. Bislang entscheiden die Kliniken von Fall zu Fall.

Künftig sollen potenzielle Spender im UNOS-Netzwerk registriert werden. Damit soll eine Datenbank für den automatischen Abgleich für mögliche Empfänger aufgebaut werden. Kriterien für das Matching wären dann etwa die Gewebeverträglichkeit, Hautfarbe, Körpergröße, Geschlecht und Alter.

Außerdem sollen die Transplantate und deren Empfänger in einem Transplantationsregister systematisch erfasst werden.

In einem weiteren Arbeitsschritt will das Expertengremium außerdem Regeln für die Wartelistenpriorität und Mindestanforderungen für die Transplantationszentren ausarbeiten. (nös)

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