Lebertransplantationen

Uniklinik Göttingen zieht Schlussstrich

Die Göttinger Uniklinik hat nach mehr als 20 Jahren Lebertransplantationen eingestellt. Patienten werden nun an kooperierende Häuser verwiesen.

Veröffentlicht:

GÖTTINGEN. Mehr als zwei Jahrzehnte lang wurden am Göttinger Universitätsklinikum Lebertransplantationen vorgenommen. Damit ist jetzt Schluss.

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) stellt ihr Lebertransplantationsprogramm zum Jahresende ein. Patienten, die eine neue Leber benötigen, werden seit Januar an vier kooperierende Transplantationszentren vermittelt.

In Niedersachsen werden Lebertransplantationen dann nur noch an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) vorgenommen, je nach Wohnort der Patienten kommen auch die Unikliniken Jena, Bonn und Frankfurt in Frage. Die Göttinger Uniklinik versorgt nicht nur Patienten aus Südniedersachsen, sondern auch aus Nordhessen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen.

Das Göttinger Klinikum wird auch weiterhin Transplantationspatienten betreuen. Die Mediziner werden sich dabei jedoch auf die Vorsorge von Patienten, die eine neue Leber benötigen, und die Nachsorge bei bereits transplantierten Patienten beschränken.

"Nur die Transplantation werden wir nicht mehr selbst vornehmen", erläutert der Vorstand Krankenversorgung der Göttinger Universitätsmedizin, Martin Siess.

2014 wurden am Göttinger Uni-Klinikum 13 Lebertransplantationen vorgenommen, 2013 waren es 16 gewesen. Insgesamt erhielten seit dem Start des Programms vor mehr als 20 Jahren etwa 450 Patienten eine neue Leber.

Neues interdisziplinäres Leberzentrum geplant

Um die Behandlung und Versorgung von Patienten mit Lebererkrankungen zu verbessern, will die Göttinger Universitätsmedizin jetzt ein neues interdisziplinäres Leberzentrum gründen und ihren onkologischen Schwerpunkt weiter ausbauen.

Kritiker bemängeln bereits seit Längerem, dass es in Deutschland zu viele Transplantationszentren gebe. Wegen der geringen Fallzahlen sei es sowohl aus medizinischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoller, die Transplantationen auf einige Zentren zu konzentrieren.

Eine Komplettaufgabe der Transplantationsmedizin wird es in Göttingen indes nicht geben. Herztransplantationen werden auch weiterhin vorgenommen. 2014 erhielten fünf Patienten in Göttingen ein Spenderherz.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Organspender in Deutschland in Folge des Transplantationsskandals stark gesunken. Die Göttinger Uni-Klinik war von dem Skandal besonders betroffen.

Der frühere Leiter des Lebertransplantationsprogramms muss sich seit eineinhalb Jahren vor dem Landgericht Göttingen verantworten. Der Chirurg soll mit Hilfe manipulierter Daten Patienten zu einer Spenderleber verholfen haben, die nach den Richtlinien keinen Anspruch auf ein Organ gehabt hätten.

Die UMG hatte nach Entdeckung der Manipulationen die Kriterien, Standards und Abläufe ihres Transplantationsprogramms überarbeitet. (pid)

Mehr zum Thema

#NRWEntscheidetSich

Medienkampagne zur Organspende in NRW

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System