Organspende

Hirntod nicht richtig festgestellt?

In einem Krankenhaus im Raum Bremen/Bremerhaven soll es bei einer Organentnahme möglicherweise zu einem schweren Fehler gekommen sein. Medienberichten zufolge sei der Hirntod des Spenders nicht vorschriftsgemäß festgestellt worden.

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Zu einem folgenschweren Fehler soll es bei einer Organtransplantation in Bremen/Bremerhaven gekommen sein.

Zu einem folgenschweren Fehler soll es bei einer Organtransplantation in Bremen/Bremerhaven gekommen sein.

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BREMEN. Zu einem schweren Fehler bei einer Organtransplantation soll es laut Medienberichten möglicherweise in einem Krankenhaus im Raum Bremen/Bremerhaven gekommen sein.

Nach Informationen der "Ärzte Zeitung" soll es sich um das Bremerhavener Klinikum Reinkenheide handeln, einem Haus der Maximalversorgung.

Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vom Montag hätten Ärzte die Op zur Organentnahme bereits begonnen.

Da fiel ihnen auf, dass der Hirntod des Spenders nicht vollständig vorschriftsmäßig festgestellt worden war.

Darauf hätten die Ärzte die Operation abgebrochen. Später sei der Patient an Herz-Kreislauf-Versagen gestorben, so der Bericht.

Der "SZ" zufolge ist es unklar, ob der Patient zufällig gestorben ist "oder ob ihm der Sauerstoff abgedreht wurde", wie es hieß. Der Vorfall ereignete sich bereits im Dezember vergangenen Jahres.

Operation abgebrochen

Unterdessen erklärte ein Sprecher des Bremer Gesundheitsressorts, der Zwischenfall sei lediglich ein Fehler in der Dokumentation der Hirntodfeststellung gewesen.

Die Präsidentin der Ärztekammer Bremen (ÄKHB), Dr. Heidrun Gitter, sagte der "Ärzte Zeitung": "Die Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer prüft derzeit den Fall. Die Kommission hat zusätzlich externe Experten eingeschaltet."

Bei der Untersuchung gehe es auch darum, ob der Stopp der Entnahme "zu übervorsichtig" gewesen sei, sagte Gitter.

Vor einer Organentnahme müssen zwei Ärzte unabhängig voreinander den Hirntod des Spenders bestätigen.

Kommission bestätigt Unzulänglichkeiten in der Dokumentation

Die Prüfungs- und Überwachungskommission gab am Montagabend bekannt, dass in dem konkreten Fall "die Organspenderin vor geplanter Organentnahme hirntot war".

Die seit Dezember laufenden Untersuchungen der Kommissionen hätten bisher ergeben, dass sämtliche Hirnfunktionen erloschen waren, heißt es in einer Mitteilung. Das hätten eingehende Untersuchungen nach Anhörungen von Experten und die Sichtung der vorliegenden Unterlagen gezeigt.

Die Kommission bestätigte aber, dass Unzulänglichkeiten in der Dokumentation festgestellt worden seien, die zu Unsicherheiten bei den Beteiligten und schließlich zum Abbruch der Organentnahme geführt hätten. Darum werden derzeit weitere Untersuchungen vorgenommen.

Das möglicherweise betroffene Krankenhaus Reinkenheide gab bislang keine Stellungnahme ab. (cben/ths/dpa)

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