Kommentar
Das Kind ist in den Brunnen gefallen
Eigentlich hätte alles ganz einfach, verbraucherfreundlich und transparent zugehen können: Die Medizinischen Dienste der Krankenkassen klopfen Heime und ambulante Pflegedienste auf deren Qualität ab. Sie vergeben gute Noten für gute Einrichtungen, schlechte Noten für schlechte Einrichtungen. Betroffene und pflegende Angehörige erkennen auf einen Blick, wo ihnen gute und wo ihnen weniger gute Pflege angeboten wird.
In Deutschland aber gibt es - gerade im Gesundheitswesen - die schlechte Angewohnheit, Neues erst einmal schlecht zu reden und madig zu machen. Die Pflegenoten sind ein gutes Beispiel dafür. Statt eine Alternative zu den Pflegezeugnissen und der damit bezweckten Transparenz am bislang intransparenten Pflegemarkt zu benennen, wird von den Kritikern einfach nur draufgehauen. Irgendwas kann ja nicht stimmen.
Mit der Ankündigung, die Notenvergabe kurz nach ihrem Start benoten, sprich überprüfen zu wollen, ist das Kind jetzt endgültig in den Brunnen gefallen. Kein Pflegebedürftiger, kein Angehöriger, der in Zukunft eine passende Pflegeeinrichtung sucht, wird bei seiner Suche noch auf die Pflegenoten zurückgreifen wollen. Wenn schon Experten dem System misstrauen, warum sollte dann der Laie Vertrauen fassen?