Hamburger Pflegecampus

Arzt fürs Quartier gesucht

Einen Arzt als festen Ansprechpartner für die Bewohner seiner Standorte, der zu festen Zeiten da ist, wünscht sich der Pflegeanbieter "pflegen und wohnen". Die Kooperationsform wäre sogar egal.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Ein Griff zum Festhalten: "pflegen und wohnen" sucht einen Arzt für's Quartier.

Ein Griff zum Festhalten: "pflegen und wohnen" sucht einen Arzt für's Quartier.

© Peter Endig / dpa

HAMBURG. Einen festen Arzt im Quartier, das Pflege, Wohnen und Leben mit mehreren Generationen ermöglicht: ein solches Angebot schwebt dem Hamburger Branchenführer "pflegen und wohnen" vor.

Dabei können sich die Verantwortlichen jede Form der Zusammenarbeit mit Ärzten vorstellen. "Das kann ein fest angestellter Arzt sein, ein in freier Praxis niedergelassener oder ein Arzt, mit dem wir gemeinsam ein MVZ betreiben", sagt Gesellschafter Nikolai P. Burkart.

Zusammen mit Andreas Franke hat er vor fünf Jahren den kommunalen Pflegeanbieter in der Hansestadt übernommen.

Gemeinsam mit Geschäftsführer Johannes Kamm zogen die beiden Gesellschafter im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" ein positives Fazit der Privatisierung und wagten einen Ausblick.

Einen "lockeren, belebten Campus" wünscht sich Burkart für die Bewohner der Standorte von "pflegen und wohnen" in der Hansestadt. Dafür haben er und Franke bereits 120 Millionen Euro in den vergangenen Jahren investiert, weitere 30 Millionen Euro sollen noch folgen.

Einer der wichtigsten Bausteine auf dem Campus sind die Arzträume, die zum Teil an den 13 Standorten schon vorhanden sind.

Ein Nebeneinander der Generationen

Derzeit arbeitet der Pflegeanbieter mit einem Pool von jeweils 20 bis 30 Haus- und Fachärzten zusammen, aus dem sie bei Nachfrage ihren Bewohnern Empfehlungen geben. Die Zusammenarbeit mit den Ärztenetzen in der Hansestadt bezeichnen die Verantwortlichen als gut.

Aber jedes Modell lässt sich verbessern: Ein Arzt, der als fester Ansprechpartner für die Bewohner eines Standortes zu festgelegten Sprechzeiten zur Verfügung steht, ist für Franke eines der wichtigsten Ziele des Unternehmens.

"Wir wären prädestiniert für eine solche Lösung", sagt er mit Verweis auf die Größe des Anbieters. In den Quartieren leben zwischen 200 und 250 Menschen, die Pflegeleistungen nach Bedarf in Anspruch nehmen.

An den Standorten reicht das Angebot von betreutem Wohnen über Kurzzeitpflege und stationärer Pflege bis zur Betreuung von Wachkomapatienten.

Ein fester Arzt im Quartier könnte je nach Modell auch Patienten aus der näheren Umgebung behandeln. Im Quartier gibt es neben alten Menschen auch jüngere.

Neben den Mitarbeitern sind an ersten Standorten Kinder präsent: Der Bau von Kindertagesstätten in den Quartieren hat bereits begonnen.

"Viele Eltern in Hamburg haben keine Großeltern vor Ort. Durch das Nebeneinander von Pflegewohnung und Kita lernen sich die Generationen untereinander kennen - alle profitieren davon", sagt Kamm zu der geplanten Brücke zwischen den Generationen.

Krankenkasse für Modellprojekt gesucht

Außer für die Akutversorgung wünscht sich "pflegen und wohnen" auch einen Arzt für die Steuerung der Patienten und für die Qualitätssicherung.

Denn die regelmäßige ärztliche Kontrolle würde nach Auffassung des Anbieters die Gesundheitskosten für die Kassen senken, weil etwa Stürze älterer Menschen vermieden werden könnten.

Das Problem: Eine solche Anstellung würde von den Kassen nicht extra vergütet werden. "pflegen und wohnen" hofft, dass sich eine Kasse für einen Modellversuch findet.

Die Bilanz nach fünf Jahren Privatisierung fällt für die Verantwortlichen positiv aus. Die damals umstrittene Privatisierung hat die Stellung des Marktführers nach ihrer Einschätzung noch gestärkt.

An den Standorten werden zusammen rund 2850 Bewohner betreut. Die Auslastung der Kapazitäten liegt bei etwa 90 Prozent, angestrebt sind 95 Prozent. Das einst defizitäre Unternehmen erwirtschaftet inzwischen eine schwarze Null - bei 91 Millionen Euro Umsatz liegt der Gewinn nun bei einer halben Million Euro.

Die Zahl der Mitarbeiter wurde im Zuge der Privatisierung von 1620 auf 1675 aufgestockt. Den wirtschaftlichen Erfolg führen die Verantwortlichen unter anderem auf die hohe Einkaufsmacht des Unternehmens zurück.

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