Berlin

Pflegekammer weiter ungewiss

Gesundheitssenator Mario Czaja wirbt weiter für eine Pflegekammer - und erntet Widerstand im Abgeordnetenhaus. Doch selbst die Modalitäten für eine Befragung von Pflegekräften sind noch nicht geklärt.

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BERLIN. Für "eine wichtige und wertvolle Arbeit" hat sich der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Tag der Pflegenden bei allen in der Pflege Tätigen bedankt.

Zugleich rief er die professionellen Pflegekräfte zum Dialog auf. Die Senatsgesundheitsverwaltung will wissen, warum sie gern in der Pflege arbeiten und was sie sich für ihren Beruf wünschen.

Czaja verwies auf die kürzlich gestartete Kampagne zur Altenpflege des Landes Berlin. Sie zielt darauf, den Pflegeberuf aufzuwerten und den Fachkräftemangel abzuwenden. "Je älter wir werden, desto mehr Menschen sind auf Hilfe angewiesen und werden pflegebedürftig", so Czaja.

Heute leben nach seinen Angaben in Berlin rund 663.000 Menschen über 65 Jahre. 2030 werden es rund 858.000 sein. "Wir brauchen dafür mehr und gut motivierte Pflegekräfte, um den Bedarf langfristig auch decken zu können", so Czaja.

Pflegekammer stößt in Abgeordnetenhaus auf Kritik

Der Senator gilt auch als Verfechter einer Pflegekammer in Berlin. Dieses Vorhaben stößt jedoch auf Kritik aus der Opposition im Abgeordnetenhaus. Vor allem der Gesundheitsexperte der Linksfraktion und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, der Arzt Dr. Wolfgang Albers, kritisiert, dass eine Pflegekammer nicht den Forderungen der Pflegekräfte entsprechen würde.

Er verweist in mehreren Anfragen darauf, dass sich in anderen Bundesländern nur sehr wenige Pflegekräfte für die Schaffung einer Kammer ausgesprochen hätten - beispielsweise in Sachsen oder in Rheinland-Pfalz.

Albers‘ Auffassung, dass die geringe Beteiligung an entsprechenden Umfragen ein Zeichen von Desinteresse sei, weist der für Pflege zuständige Sozialstaatssekretär Dirk Gerstle (CDU) zurück.

Nach Gerstles Angaben plant in Berlin die Alice-Salomon-Hochschule ein Projekt zur Akzeptanz einer Pflegekammer, das die Senatsgesundheitsverwaltung fördern will, da sie ein Interesse an der Durchführung des Projektes habe.

Für eine Befragung über die Gründung einer Kammer in Berlin fordert Albers, dass eine Mindestbeteiligung festgelegt wird. Soweit sind die Pläne der Senatsgesundheitsverwaltung nach Gerstles Angaben jedoch noch nicht ausgereift.

"Zuvor ist erst noch die Form der Befragung zu klären, ob die Befragung als repräsentative Befragung durch Befragung einer Stichprobe von mindestens 1.000 Pflegefachkräften oder als umfassende Befragung durch Befragung aller Pflegekräfte erfolgen soll", so Gerstle. (ami)

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