Pflegekräfte

Keine Neiddebatte mit Ärzten

Von der Lobbyarbeit der Ärzte kann die Pflege noch lernen. Das wurde in einer Expertenrunde in Hamburg deutlich. Doch in der Praxis arbeite man gut zusammen - eine Neiddebatte gebe es allenfalls unter Funktionären und nicht an der Basis, so ein Pflegevertreter.

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In d er Praxis arbeiten Ärzte und Pflegekräfte gut zusammen.

In d er Praxis arbeiten Ärzte und Pflegekräfte gut zusammen.

© Yuri Arcurs / fotolia.com

HAMBURG. Neiddebatte: Nein, danke. Die sieht Burkhardt Zieger vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe Nordwest vielleicht zwischen einigen Funktionären, nicht aber an der Basis. Das machte der Intensivpfleger bei einer Veranstaltung der Barmer GEK in Hamburg deutlich.

Zieger gab ein klares Statement für den Zusammenhalt von Ärzten und Pflegekräften ab. Zu dieser Klarstellung sah sich der Verbandssprecher gezwungen, nachdem Gastgeber Frank Liedtke von der Barmer GEK, Staatssekretär Karl-Josef Laumann und Dr. Thomas Wolfram, Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios Kliniken in Hamburg, viel über den Stellenwert der Pflege gesagt und dabei auffallend häufig betont hatten, wie gelungen die Lobbyarbeit der Ärzte aus ihrer Sicht in den vergangenen Jahren ausgefallen sei.

Immenser Stellenabbau in Pflege

Die Pflege habe es "nicht verdient", dass sie ständig durch die Lobby der Ärzte untergebuttert werde", meinte Wolfram, selbst Chirurg. Laumann bezeichnete den Marburger Bund, als "erfolgreichste Gewerkschaft Deutschlands" - und für deren Erfolge hätten andere Berufe im Gesundheitswesen ihren Preis bezahlt, so der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege.

Kassenvertreter Liedtke verwies in diesem Zusammenhang auf den immensen Stellenabbau beim Pflegepersonal in den vergangenen Jahren, wohingegen die Zahl der Ärzte in den Kliniken in der gleichen Zeit deutlich aufgestockt wurde.

Klare Rollenverteilung also: Ärzte, für die eine clevere Spartengewerkschaft das Maximale herausholt, verdienen auf Kosten der Pflegekräfte, die sich für die Patienten, nicht aber für die eigene Bezahlung einsetzen.

Das ging dann aber selbst Wolfram zu weit: Die Aufstockung der Arztstellen sei vornehmlich ein Einmaleffekt durch das EU-Arbeitszeitgesetz gewesen, stellte Asklepios-Vertreter Wolfram klar.

Losgelöst vom Verhältnis zu den Ärzten analysierte Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) die Situation der Krankenpflege. Für sie steht fest, dass die Situation der Pflegekräfte Gesundheitspolitiker derzeit nicht ruhig schlafen lassen kann: "Die Krankenpflege muss aus einer Abwärtsspirale befreit werden", sagte sie.

Dazu müssen aus ihrer Sicht die Fallpauschalen darauf überprüft werden, ob sie pflegerische Leistung angemessen abbilden. Zugleich sieht sie Klinikführungen in der Pflicht, Krankenpflegekräfte so einzusetzen, dass sie Wertschätzung erfahren, sich fortbilden können, sich an feste Dienstpläne halten und ihren Beruf mit dem Familienleben vereinbaren können.

Nicht weiter bei Pflege sparen

Ziel: die Arbeitsbedingungen so gestalten, dass der Beruf für den Nachwuchs attraktiv bleibt. Dieses Problem treibt auch Laumann um. Angesichts der hohen Zahl von Pflegekräften mit hohem Bildungsabschluss drohte Laumann: "Die können auch was anderes machen."

Viele wollen zwar nichts anderes machen, wie Intensivpfleger Zieger deutlich machte, aber zu fairen Bedingungen. Dafür, so der Verbandssprecher, müssten Klinikträger allerdings aufhören, bei notwendigen Einsparungen reflexartig bei der Pflege anzusetzen. (di)

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