Pflege-Doku light

Laumann hofft auf Tempo

Pflegebeauftragter will einen schnellen Wechsel von möglichst vielen Einrichtungen auf die vereinfachte Pflege-Dokumentation.

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KIEL. Innerhalb von zwei Jahren soll mindestens ein Drittel der deutschen Pflegeeinrichtungen auf die vereinfachte Pflegedokumentation umgestellt haben. Dieses Ziel gab der Patientenbeauftragte und Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Laumann (CDU), bei einem Besuch in Kiel vor.

"Mit nur 100 Einrichtungen innerhalb von zwei Jahren wäre die Umstellung gescheitert. Die Teilnahme ist eine Frage der Vernunft", warb Laumann für eine breite Teilnahme am neuen Verfahren. Ziel der Vereinfachung ist es, Pflegekräfte von Bürokratie zu entlasten und mehr Zeit für die Bewohner zu gewinnen. Ein bundesweites Modellprojekt hat gezeigt, dass dies durch eine Umstellung gelingen kann.

Trägerverbände aus dem Norden signalisierten nach einem Gespräch mit Laumann, dass sie bei dieser Entwicklung eine Schrittmacherfunktion einnehmen könnten. So ist etwa die Arbeiterwohlfahrt (AWO) bereits dabei, alle 27 Einrichtungen in Schleswig-Holstein auf das neue Verfahren umzustellen.

Je nach Einrichtung kann der Wechsel nach Erfahrungen im Modellprojekt bis zu zwei Jahre dauern. Auch andere Träger wie etwa die privaten oder die Diakonie zeigten sich im Gespräch mit Laumann aufgeschlossen für die Umstellung.

Dabei werden sie von Bund und Land Unterstützung erhalten. "Gemeinsam müssen sich alle Beteiligten für eine vereinfachte Pflegedokumentation einsetzen", betonte Schleswig-Holsteins Sozial-Staatssekretärin Anette Langner (SPD).

Servicebüro in Berlin geplant

Laumann will ab November in Berlin ein Servicebüro einrichten, das die Einrichtungen bei der Umstellung begleitet. Der Pflegebeauftragte machte in Kiel klar, dass dabei für die Pflegeeinrichtungen Rechtssicherheit besteht. Auch Heimaufsichten und der Medizinische Dienst der Krankenkassen haben nach seinen Angaben hohes Interesse an der Umstellung.

Laumann hofft, dass die mit der Vereinfachung frei werdenden Kapazitäten auch zu einer höheren Arbeitszufriedenheit bei den Pflegenden führen. Bei der neuen Dokumentation SIS (strukturierte Informationssammlung) werden in erster Linie Besonderheiten, nicht mehr die selbstverständlichen Standards festgehalten.

Zuvor wird mit den zu Pflegenden oder den Angehörigen ein individueller Pflegeplan erarbeitet. Acht der bundesweit 60 Modelleinrichtungen kommen aus Schleswig-Holstein, die beim Besuch Laumanns von positiven Erfahrungen berichteten.

Allerdings gab es nach Angaben von Heim- und Pflegedienstleiter Jens Meier anfängliche Vorbehalte und Unsicherheiten beim Personal, weil die gewohnte, umfangreiche Dokumentation zum Teil auf ein Zehntel des ursprünglichen Umfangs schrumpfte. Inzwischen hat sich das Verfahren in seiner Einrichtung "Villa Carolath" in der Nähe von Tarp aber vorhaltlos durchgesetzt.

"Wir machen so weiter", bekräftigte Meier - bei jedem neuen Bewohner wird nach dem neuen Verfahren dokumentiert. Verpflichtend wird das neue Verfahren nicht, Laumann hofft aber auf eine Eigendynamik. Sollte er die nicht innerhalb eines Jahres spüren, will er das Berliner Büro wieder schließen. (di)

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