Bremen

Sozialpädiatrie nicht nur für die Jüngsten

Was passiert mit schwerbehinderten jungen Menschen, die in sozialpädiatrischen Zentren versorgt wurden, aber dafür zu alt sind? Mit 19 Jahren schon auf dem Abstellgleis? Bremen sucht nach Lösungen.

Veröffentlicht:
Behinderte Kinder brauchen besondere Zuwendung: Das Sozialpädiatrische Zentrum in Bremen bietet professionelle Versorgung.

Behinderte Kinder brauchen besondere Zuwendung: Das Sozialpädiatrische Zentrum in Bremen bietet professionelle Versorgung.

© Gesundheit Nord gGmbH

BREMEN. Seit 1978 arbeitet in Bremen das sozialpädiatrische Zentrum zur medizinischen Behandlung von Kindern mit geistigen und körperlichen Behinderungen.

Nun soll auch ein Zentrum für schwer geistig, körperlich und mehrfach behinderte Erwachsene an den Start gehen. Die Vorbereitungen laufen, sagt Dr. Burkhard Mehl, Leiter des sozialpädiatrischen Zentrums.

Auf Antrag Bremens hat die Gesundheitsministerkonferenz der Länder Ende Juni beschlossen, die Regelung zu den bundesweit rund 140 sozialpädiatrischen Zentren (Paragraf 119 SGB V) auch auf Erwachsene auszudehnen. "Der Beschluss ist dem Bundesgesundheitsministerium übergeben worden", sagt Mehl.

In den neuen Zentren sollen die Patienten versorgt werden, die 18 Jahre und älter sind und aus der Behandlung des Kinderzentrums herausgewachsen sind. Mit dem 19. Lebensjahr "fallen viele unserer Patienten dann in ein Loch", sagt Mehl.

"Und Möglichkeiten, sie aufzufangen, gibt es in ganz Deutschland noch nicht." Unterdessen werden die Patienten allein von Niedergelassenen versorgt, die oft nicht auf diese besonderen Patienten vorbereitet sind.

Nichts geht ohne Spezialisten

Dass also die Arbeit der Spezialisten nötig ist, steht außer Frage. In Bremen betreut das sozialpädiatrische Zentrum 2200 bis 2400 Kinder im Jahr - zur Hälfte aus Bremen, zur anderen Hälfte aus dem Umland. Die Kinder kommen meistens auf Überweisung ihres Hausarztes in das Zentrum.

Ihnen steht ein eigener Personalpool unter anderem aus speziell ausgebildeten Neurologen, Kinderärzten, Physio- und Ergotherapeuten zur Verfügung. Hier werden die Diagnosen fachübergreifend geprüft, Orthesen und spezielle Rollstühle angepasst, die Eltern und auch die Ärzte der Kinder beraten.

Die medizinische Grundversorgung bleibt in den Händen der Niedergelassenen. In Deutschland wurden bisher eine halbe Million Patienten in sozialpädiatrischen Zentren versorgt.

Inzwischen gibt es "Kollegen, die sich spezialisiert haben, eine bundesweite Arbeitsgemeinschaft von Ärzten für Patienten mit Behinderungen und inzwischen hat auch die Bremer Ärztekammer ein entsprechendes Curriculum eingerichtet", sagt Mehl. In Bremen sieht man sich bereits nach Ärzten für das neue Zentrum um.

Wie es sich finanziert, ist noch unklar. "Wir werden natürlich mit den Kassen reden", sagt Mehl. Das sozialpädiatrische Zentrum jedenfalls arbeitet mit einem Jahresbudget von rund zwei Millionen Euro. "Wir haben mit den Kassen Kostendeckung vereinbart", so Mehl, "in jedem Jahr handeln wir mit den Kassen prospektiv das nötige Geld aus."

Den Rest besorgt ein Förderverein. Mehl: "Wenn alles glatt geht, könnten wir vielleicht Ende 2015 das Zentrum eröffnen." (cben)

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System