Gesundheitskongresss

Wie gelingt Kooperation über Sektoren?

Nichts geht in Zukunft ohne eine multiprofessionelle Betreuung von Patienten . Doch der Weg dorthin ist steinig und extrem kompliziert.

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DRESDEN. Welche neuen Kooperationsformen brauchen wir? Wie kann eine multiprofessionelle Betreuung gelingen? Und das in einem Land, in dem die Grenzen zwischen den Sektoren besonders stark ausgeprägt sind?

Diese Fragen stellte Falk H. Miekley, Director Professional Care bei Springer Medizin, zur Eröffnung des Interprofessionellen Gesundheitskongresses, der am Freitag und Samstag in Dresden stattfand.

Insbesondere die Versorgung geriatrischer Patienten, die an fünf bis zehn verschiedenen Krankheiten gleichzeitig leiden, erfordert eine enge Kooperation im therapeutischen Team.

Das werden die Patienten der Zukunft sein: "Die Zahl der über 80-Jährigen wird sich von 2002 bis 2050 vervierfachen. Und die über 90-Jährigen sind die am schnellsten wachsende Altersperzentile."

Darauf wies Professor Rainer Neubart hin, Chefarzt des Altersmedizinischen Zentrums am Kreiskrankenhaus Wolgast.

Dort arbeiten Ärzte, Gesundheits- und Krankenpfleger, Physio-, Ergo- und Sprachtherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter und Seelsorger zusammen. Neubart spricht dabei nicht von einer multidisziplinären, sondern von einer "transdisziplinären" Zusammenarbeit: "Die Methoden der anderen Berufsgruppe fließen in die eigene Berufspraxis mit ein."

Im stationären Bereich ist eine solche enge Kooperation allerdings einfacher umzusetzen als im ambulanten Bereich, wo sich die vielen einzelnen Leistungserbringer in der Versorgungslandschaft zerstreuen.

Einzelne Hausarztpraxen versuchen aber zum Beispiel, kleine Netzwerke mit Pflegestützpunkten zu knüpfen. Und immer mehr Hausärzte geben ärztliche Tätigkeiten an nichtärztliches Praxispersonal ab, zum Beispiel das Wund-, Medikamenten- oder Impfmanagement.

"Es gibt einen eindeutigen Trend zur Delegation", stellte Privatdozent Christoph Heintze fest, Kommissarischer Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Berliner Charité.

Er wies auf eine Neuregelung der KBV und des GKV-Spitzenverbandes hin: Seit dem 1. Januar 2015 erhalten Hausärzte nun bundesweit eine Vergütung, wenn sie nichtärztliche Praxisassistenten anstellen.

Es gibt klare Vorteile, die Hausärzte laut einer Befragung in der Delegation sehen: Der Ruf der Praxis verbessert sich und die Medizinischen Fachangestellten (MFA) sind zufriedener mit ihrer Arbeit.

Doch warum werden ärztliche Tätigkeiten nicht an examinierte Pflegekräfte delegiert, die dafür nicht extra qualifiziert werden müssten?

"Wir brauchen Akteure, die dicht dran sind an den Praxisstrukturen", lautet die Antwort von Heintze. "In England zum Beispiel arbeiten Pflegekräfte sowieso in Arztpraxen mit, das ist hier nicht der Fall."

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