Demenzpatienten

Zentrale Rolle für Hausärzte an der Saar

Das Saarland will die Versorgung von Demenzpatienten verbessern und stellt einen detaillierten Plan vor.

Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Im Saarland soll demnächst erprobt werden, ob Mitarbeiter von Pflege-Stützpunkten direkt in einer Arztpraxis Demenz-Beratungen anbieten können.

Dies ist eine von 29 konkreten Maßnahmen aus dem ersten saarländischen Demenzplan, den das Gesundheitsministerium jetzt in Saarbrücken vorgestellt hat.

Die Beratung soll zunächst in einer Praxis modellhaft getestet werden. "Hausärzte sind häufig die ersten Ansprechpartner für Demenzkranke und ihre Angehörigen", heißt es in dem rund 60-seitigen Demenzplan.

Den Medizinern werde bei der koordinierten Versorgung von Demenz-Patienten eine "zentrale Rolle" zugeschrieben. Mit dem umfassenden Beratungsbedarf der Kranken und ihrer Angehörigen seien die Hausärzte aber in der Regel "zeitlich und auch fachlich überfordert".

Hausärzte sollen Formular an Beratungsstelle schicken

Dort, wo die Demenz-Beratung direkt in der Arztpraxis nicht möglich ist, soll künftig die Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Medizinern und Beratungsstellen verstärkt werden.

Konkret vorgeschlagen wird ein Formular, das der Hausarzt ausfüllen und an eine Beratungsstelle weitergeben soll, wenn er bei einem Demenz-Patienten Beratungsbedarf sieht.

Die Beratungsstelle solle dann Kontakt zum Patienten oder deren Angehörigen aufnehmen und einen Termin verabreden.

Ziel des Konzepts ist es auch, neue Fortbildungs- und Informationsangebote für verschiedene Zielgruppen zu entwickeln und umzusetzen.

Der Plan war mit Hilfe einer Online-Expertenbefragung konzipiert worden, an der sich fast 300 Ärzte, Forscher sowie Mitarbeiter von Kommunen und Pflegeheimen beteiligt hatten.

Er sieht unter anderem vor, dass die Ärztekammer erhebt, welchen Fortbildungsbedarf die Mediziner beim Thema Demenz sehen. Auf der Basis dieser Ergebnisse soll gegebenenfalls eine Pilot-Weiterbildung entwickelt werden.

Für die medizinischen Fachangestellten in Arztpraxen sind regionale Fortbildungen geplant. Außerdem sollen sie die Möglichkeit bekommen, in Pflege-Stützpunkten Praktika zu absolvieren.

Demenz-Beauftragte in Kliniken

Für die Krankenhäuser ist nach dem Plan die Qualifizierung von Demenz-Beauftragten vorgesehen. Sie sollten anschließend Pflegekräfte zum Umgang mit Demenz-Kranken schulen und beraten.

Mehr Beratung ist auch für Tagespflegeeinrichtungen geplant: Sie sollen informiert werden, wie eine auf Demenzkranke spezialisierte Tagespflege eingerichtet und betrieben werden kann.

Die Online-Befragung von fast 300 Experten hatte ergeben, dass unter anderem die Teilhabe von Demenzkranken am gesellschaftlichen Leben, verbessert werden soll.

Die Experten empfahlen auch die Förderung "demenzbezogener Kompetenzen" bei Haus- und Fachärzten sowie die "demenzfreundliche Ausrichtung" von Krankenhäusern.

Für den Demenzplan wurden im Saarland erstmals auch belastbare Zahlen zum Ausmaß der Demenzerkrankungen erhoben.

Demnach sind im Saarland 9,3 Prozent aller über 65jährigen demenzkrank - nämlich fast 21.000. Der Anteil ist höher als im Bundesdurchschnitt (8,8 Prozent) und die Tendenz ist steigend. (kin)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“