Ausländische Ärzte

Integration erleichtern!

Deutschland braucht mehr ausländische Ärzte, um den Fachkräftemangel abzufedern. Gleichzeitig hemmen strukturelle Probleme den Mediziner-Zuzug.

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DRESDEN. Ärzte aus dem Ausland, die in Deutschland arbeiten wollen, stoßen auf hohe Hürden. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Studie des Wirtschaftsforschungsunternehmens Prognos, die das Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegeben hat. "Doch angesichts des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen werden wir perspektivisch auf mehr ausländische Ärzte angewiesen sein", sagt André Gubsch, Personalleiter am Helios Klinikum Pirna.

Wie kann man ihnen den Arbeitseinstieg erleichtern, wie können Einrichtungen Ärzte aus anderen Ländern gewinnen und binden? Das ist ein zentrales Thema auf dem Interprofessionellen Gesundheitskongress, der heute in Dresden beginnt und vom Springer Medizin Verlag veranstaltet wird.

Immer mehr ausländische Ärztinnen und Ärzte arbeiten in Deutschland. Mit fast 40.000 waren es im Jahr 2014 laut Prognos-Studie fast viermal so viel wie noch 1991.

 "Die größte Barriere ist oft die Sprache", berichtet Gubsch, an dessen Klinik jeder zehnte Arzt aus einem anderen Land kommt. Wobei nicht nur die deutsche Umgangssprache, sondern auch die berufsspezifische Sprache Probleme bereiten kann, auch weil die medizinische Terminologie teils von Land zu Land unterschiedlich ist.

Deshalb hat die Gesundheitsministerkonferenz im Juni 2014 ein Eckpunktepapier beschlossen, in dem zusätzlich zum allgemeinsprachlichen Niveau B2 ein spezieller Fachsprachentest auf dem Niveau C1 empfohlen wird. "Die Kliniken sollten solche Sprachkurse in Zusammenarbeit mit entsprechenden Institutionen anbieten und in Betracht ziehen, die Kosten dafür ganz oder teilweise zu übernehmen", betont Gubsch.

Vor allem Ärzte aus Nicht-EU-Ländern - laut Bundesärztekammer-Statistik sind das in Deutschland vor allem Russland, die Ukraine, Syrien und Iran - haben große Probleme damit, ihre Qualifikationen hierzulande anerkennen zu lassen. Teilweise müssen sie die gesamte Facharzt-Ausbildung noch einmal absolvieren.

Deshalb fordert die Prognos-Studie eine Vereinfachung des Anerkennungsverfahrens und eine Vereinheitlichung über die Bundesländer-Grenzen hinweg. "Kliniken können die ausländischen Ärzte unterstützen, indem sie Hospitationen anbieten und ihnen Mentoren an die Seite stellen", sagt Gubsch.

Jenseits des Arbeitsplatzes haben Ärzte besonders bei Behördengängen, bei der Suche nach einer Wohnung oder Kinderbetreuung den größten Unterstützungsbedarf, wie eine Umfrage unter ausländischen Ärzten in Sachsen ergab. "Da sollten sich die Personalabteilungen engagieren", rät Personalleiter Gubsch.

Die Bemühungen um die Mitarbeiter aus dem Ausland lohnen sich in zweifacher Hinsicht, so das Fazit der Prognos-Studie für das Ministerium Die erfolgreiche Integration trägt dazu bei, die gesundheitliche Versorgung sicherzustellen, und bietet besondere Chancen für den Umgang mit ausländischen Patienten. (an)

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