Uniklinik Halle

Martin Schulz fordert "Nachlegen" bei der Pflege

An der Universität Halle hat SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz einen Crash-Kurs in Sachen Gesundheitspolitik bekommen. Ihm sei klar geworden, dass es vor allem in der Pflege Probleme gebe, sagte er anschließend.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:

HALLE. "Ich muss wiederkommen", sagte Martin Schulz am Donnerstag nach seinem rund zweistündigen Besuch in der Hallenser Universitätsklinik. Den Vormittag nannte er "extrem spannend". In einem "Crash-Kurs" habe der SPD-Kanzlerkandidat wichtige Botschaften bekommen, die für das deutsche Gesundheitswesen im Allgemeinen und die Unikliniken im Besonderen existenziell seien, sagte Professor Michael Gekle, Dekan der Medizinischen Fakultät in Halle.

Ob beim Rundgang durch die HNO-Klinik oder beim abschließenden Gespräch mit Vertretern der Hochschule und Studierenden: Immer wieder wurden veränderte Zulassungsbedingungen für das Medizinstudium, medizinische Versorgung auf dem Land, stärkere Akademisierung der Pflege sowie die universitäre Forschung, gerade auch mit Blick auf den demografischen Wandel, thematisiert. "Bei angemessener Finanzierung kann die Unimedizin vieler dieser Probleme lösen", warb Gekle. "Martin Schulz war sehr interessiert, gut vorbereitet und hakte immer wieder klug nach."

Junge Ärzte von Interesse

Von besonderem Interesse waren Fragen der Aus- und Weiterbildung des medizinischen Nachwuchses, insbesondere angehender Haus- und Landärzte sowie Pflegender. "Ich habe gelernt, dass es speziell in der Pflege ein ganzes Bündel von Problemen gibt – angefangen bei der Ausbildung über Arbeitszeiten bis zur Bezahlung. Hier müssen wir nachlegen. Das ist mir hier noch einmal klar geworden", sagte Schulz. Für Ausbildung und Pflege könnten nach Ansicht des 61-Jährigen auch Haushaltsüberschüsse verwendet werden: "Wir sind ein superreiches Land, aber wir haben in einem der sensibelsten Bereiche unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens wirkliche Defizite."

Über Lösungen nachdenken

Schulz versprach, über mögliche Lösungen dieser Probleme nachzudenken. Stadt und Uni lohnten jederzeit einen Besuch. "Sehr beeindruckt hat mich die Kombination von ärztlicher Praxis und wissenschaftlicher Forschung. In so hoher Qualität habe ich das noch nie gesehen."

Dass der erste Sachsen-Anhalt-Besuch des SPD-Kanzlerkandidaten ins Hallenser Uniklinikum führte, war aber eher ein Wunsch seiner Genossen auf Landesebene. Die meinten, vom Bundesland mit dem derzeit höchsten Altersdurchschnitt müssten Signale für medizinische Lehre, Forschung und Krankenversorgung ausgehen.

Dr. Katja Pähle, Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, überreichte ihrem "Chef" in Halle deshalb ein Positionspapier mit Forderungen an die Bundespolitik. "Ich hoffe, dass sie Eingang in unser Wahlprogramm finden, das wir gegenwärtig erarbeiten", gab sie ihm mit auf den Weg. Wichtiger Punkt seien die ausstehenden Krankenhausinvestitionen.

Seit der Bund sich vor mehr als zehn Jahren aus der Finanzierung von Baumaßnahmen in Kliniken ausgeklinkt habe, trügen die Länder die Investitionslast allein, könnten sie aber nicht bewältigen, so Pähle. Allein in Sachsen-Anhalt liegt der Investitionsstau mittlerweile bei über 800 Millionen Euro. Um Ersatzinvestitionen künftig schneller realisieren zu können, müsse sich der Bund künftig wieder an den Baukosten beteiligen. Dann könnten in Sachsen-Anhalt das notwendige Bettenhaus II an der Uniklinik Halle und ein neues Gebäude für die Hautklinik an der Uniklinik Magdeburg eher realisiert werden.

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