Pflegekongress

"Wir sind kein kleines Rädchen im System"

Mangelnde Anerkennung der Pflegeprofession kritisiert der Präsident des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus. Beim Springer-Pflegekongress plädierte er erneut für eine eigene Selbstverwaltung.

Von Luise Poschmann Veröffentlicht:
Nachwuchs für die Pflege ist begehrt, aber die Ausbildung ist umstritten.

Nachwuchs für die Pflege ist begehrt, aber die Ausbildung ist umstritten.

© cirquedesprit / fotolia.com

DRESDEN. Ein großer Gesundheitskongress wenige Monate vor der Bundestagswahl bietet neben fachlichem Austausch auch eine ideale Bühne für die politische Auseinandersetzung. Was ist in den vergangenen vier Jahren gelungen, wo hakt es noch und was müsste dringend angepackt werden? Auf diese Fragen haben jene in Regierungsverantwortung, die Opposition und Vertreter von Berufsverbänden oft unterschiedliche Antworten.

1,2 Millionen

Menschen arbeiten aktuell in den Pflegeberufen. Der Bedarf wächst ständig. Um die Profession attraktiv zu machen, fordert der Pflegerat eine generalistische Ausbildung und eine eigene Berufsvertretung in Körperschaften.

So stand auch auf dem Programm des 5. Interprofessionellen Gesundheitskongresses von Springer Medizin und Springer Pflege in Dresden eine politische Diskussion auf dem Programm. Nach einem Tag voller fachlicher Workshops und Vorträge mit unterschiedlichsten Themen sollte am Freitagabend die aktuelle Situation der Pflege im Mittelpunkt stehen. Unter dem Titel "Pflege fragt – Politik antwortet" waren pflegepolitische Sprecher der Bundestagsfraktionen geladen.

Doch in einer Sitzungswoche des Bundestages können alternative Verpflichtungen manchmal nicht vermieden werden, und so fand sich der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, unerwartet allein auf dem Podium wieder. Er nutzte die eigentlich missliche Situation für eine gesundheitspolitischen Tour de Horizon.

Ein hochaktuelles Thema für die Betroffenen ist etwa die Reform der Pflegeausbildung. In der Diskussion auf dem Kongress offenbarte sich, wie viel Unsicherheit die politische Auseinandersetzung darüber in den vergangenen Monaten hinterlassen hat. Der neueste Kompromiss ist erst wenige Tage alt und kaum einer kann sich schon konkret vorstellen, was er für die Zukunft bedeutet. Nicht nur für die Auszubildenden selbst, sondern auch für die Pädagogen und das "alte" Berufsbild.

Für Westerfellhaus ist die Reform der Pflegeausbildung ein Grundsatzthema. "Scheitert die Generalistik, dann scheitert auch die geplante Aufwertung der Pflegeberufe", ist er überzeugt. Für ihn hat die Debatte aber noch eine andere Dimension: Selten habe sich so deutlich wie in diesem Gesetzgebungsverfahren gezeigt, "wie wenig Kompetenz unserer Berufsgruppe von einigen politischen Akteuren zugesprochen wird".

Zu viele und oft fachfremde Akteure hätten sich eingemischt; es gebe immer noch Versuche, die Profession "klein und ohnmächtig" zu halten, sagte Westerfellhaus. Dabei seien die Pflegenden nicht nur ein "kleines Rädchen" im System. "Wir haben auch einen Führungsanspruch in der Ausgestaltung des Gesundheitswesens für morgen", betonte Westerfellhaus. "Nicht alleine, aber gleichberechtigt mit anderen."

1,2 Millionen Beschäftigte arbeiten nach Angaben von Westerfellhaus in Deutschland im Pflegebereich. Deren Anliegen sichtbarer zu machen, liege aber auch in deren eigener Verantwortung. "Diese Diskussionen können nur so laufen, weil uns eines fehlt, nämlich die durchgängige Selbstverwaltung und die verpflichtende Mitbestimmung", bekräftigte der Präsident. Zu viele Berufsangehörige trügen "still und leise" alles mit. Nur eine Selbstverwaltung in Bund und in Ländern könne langfristig die Selbstbestimmung der Profession gewährleisten.

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