Pflege-TÜV

GKV plädiert für strengere Bewertung

Die Diskussion über das neue System der Heimbewertung ist in vollem Gange.

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BERLIN. Wissenschaftler und Vertreter der gesetzlichen Krankenversicherung üben Kritik am neuen „Pflege-TÜV“. Die Beurteilung nach den vergangene Woche vorgelegten Kriterien berücksichtigten die Ergebnisqualität nicht ausreichend.

Qualitätsdefizite wie nicht gewollter Gewichtsverlust von Heimbewohnern, Druckgeschwüre oder alleingelassene Demenzkranke sollten sich stärker auf die Bewertung auswirken, als dies nun möglich werden könne, meinte MDS-Geschäftsführer Dr. Peter Pick am Mittwoch in Berlin.

Dass die Medizinischen Dienste künftig Kontrollen einen Tag vorher ankündigen müssen, berge die Gefahr, dass Ergebnisse geschönt würden. Bei Gefahr im Verzug könnten die MDS-Prüfer aber nach wie vor unangemeldet kommen.

GKV: So nicht umsetzen!

In die gleiche Kerbe hieb GKV-Spitzenverbands-Vorstand Gernot Kiefer. Die Vorschläge sollten nicht eins zu eins umgesetzt werden. Sie differenzierten zu wenig zwischen guter, mittelmäßiger und schlechter Qualität.

Selbst bei einem massiven Pflegefehler aufgrund von Versäumnissen in der Pflegeeinrichtung sei noch eine Einordnung in die zweitbeste Qualitätskategorie möglich. Zudem seien die Vorschläge der Universität Bielefeld und des Göttinger Aqua-Instituts zur Darstellung der Qualitätsergebnisse nicht ausreichend verbraucherfreundlich, sagte Kiefer.

Die Bertelsmann Stiftung und ihr Portal „Weisse Liste“ bewerten die Pläne zum neuen Pflege-TÜV indes als „deutlichen Fortschritt“ im Vergleich zum früheren System.

Das Verfahren werde aussagekräftigere Daten als bisher liefern, da die Prüfung „ergebnisorientiert statt dokumentationsorientiert“ gestaltet werde, heißt es in einer Stellungnahme der Stiftung.

Weisse Liste: Noten aussetzen!

Allerdings sollen einige Informationen nicht veröffentlicht werden, obwohl sie für Betroffene wichtig wären, so etwa die Qualifikation der Leitung in der Einrichtung. Auch Befragungen, etwa von Angehörigen, seien nicht vorgesehen, moniert die „Weisse Liste“.

Ihre größte Sorge ist, dass es unabhängigen Info-Portalen unmöglich gemacht wird, die „Qualitätsinformationen verbraucherfreundlich aufzubereiten“. Daher müssten alle Prüfergebnisse im Sinne von „Open Data“ frei zugänglich sein, damit ihre nutzerorientierte Aufbereitung nicht behindert wird.

Bis die neuen Qualitätsangaben für Heime vorliegen solle auf die bisherigen „irreführenden“ Pflegenoten verzichtet werden. Dagegen sollten die den Noten zugrundliegenden Prüfergebnisse des MDK veröffentlicht werden.

Der neue Pflege-TÜV soll am 1. November 2019 starten. Nach weiteren 14 Monaten ist geplant, dass alle rund 13.000 Heime einmal geprüft worden sind. (af/fst)

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