Präventionsangebote

Jetzt geht es um eine bessere Vernetzung

Das Präventionsgesetz schafft die Grundlage, um Angebote in Zukunft effizienter zu vernetzen. Beim Gesundheitskongress des Westens in Köln diskutieren Experten, wie diese Herausforderung in Zukunft besser bewältigt werden kann.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Einsame Läufer, einsame Präventionsaktivität: Ein Seniorenpaar joggt am Strand.

Einsame Läufer, einsame Präventionsaktivität: Ein Seniorenpaar joggt am Strand.

© Ingram Publishing / Thinkstock

KÖLN. In der Prävention sollten die gesetzlichen Krankenkassen und die Kommunalpolitik künftig verstärkt kooperieren. Eine Verschränkung der Präventionsangebote mit Bereichen wie Stadtplanung und -entwicklung oder der Seniorenhilfe mache sie effizienter und effektiver, sagte Dr. Ellis Huber, der Vorsitzende des Berufsverbands der Präventologen, auf dem "Gesundheitskongress des Westens 2016" in Köln.

Sein Vorschlag: "Ein Teil der Präventionsmittel sollte in einen kommunalen Fonds fließen." In den Gemeinden könnte dann entschieden werden, welche Angebote vor Ort tatsächlich gebraucht werden.

Die Gelder sollten nach der Vorstellung Hubers aber nur an Kommunen fließen, die bereit sind, den gleichen Betrag noch einmal selbst zu investieren.

"Visionäre Herausforderung"

Maria Becker, Leiterin der Unterabteilung "Prävention" im Bundesgesundheitsministerium, charakterisierte den Vorschlag Hubers als "visionäre Herausforderung".

Grundsätzlich hält auch sie eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Akteuren für sinnvoll und notwendig. Das Präventionsgesetz schaffe dafür die Grundlage, sagte sie.

Das gelte auch für die Kranken-, Renten- und Unfallversicherer. "Die Sozialversicherungsträger müssen sich künftig enger miteinander abstimmen." Becker begrüßte, dass die Nationale Präventionskonferenz im Februar die erste Bundesrahmenempfehlung zur Gesundheitsförderung in Lebenswelten und Betrieben verabschiedet hat.

"Jetzt sind wir gespannt auf die ersten Vereinbarungen auf Länderebene."

In den Bundesländern werde daran bereits fleißig gearbeitet, berichtete Dr. Beate Grossmann, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung. "Man wird davon ausgehen können, dass es voraussichtlich eine breite Vielfalt an Landesrahmenempfehlungen geben wird."

Welche Rolle haben die Kommunen?

Ungeklärt sei bislang die Frage, wer auf Landesebene die Steuerung der Prozesse übernehmen wird und wie dabei die Kommunen ins Spiel kommen, sagte Grossmann.

Belastbare Aussagen darüber, ob und wie die Umsetzung des Präventionsgesetzes gelingt, werden sich nach ihrer Einschätzung spätestens 2019 mit der Vorlage des Präventionsberichts machen lassen.

Die Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Dr. Heidrun Thaiss, hofft, dass die Präventionsangebote künftig zielgerichteter wirken können.

"Das Gesetz bietet die Chance, Abstand zu nehmen von der Vielzahl unverbundener Projekte und hin zu einer gemeinsamen Präventionsstrategie zu kommen, die bevölkerungsweit wirkt."

Um mehr Einheitlichkeit zu erreichen, werde die BZgA nach dem Willen des Gesetzgebers die Krankenkassen bei der Wahrnehmung ihrer Präventionsaufgaben in den Lebenswelten unterstützen, betonte sie.

Wichtig für den Erfolg sei zudem, dass die Präventionskonzepte systemübergreifend angelegt sind und nicht auf das Gesundheitssystem beschränkt bleiben. So müsse auch das Bildungssystem einbezogen werden. "Mein Wunsch ist, dass wir die Akteure auf allen Ebenen zusammenbringen", sagte Thaiss.

Die Kooperation der Krankenkassen mit der BZgA sieht Dr. Gregor Breucker, Abteilungsleiter Gesundheitsförderung beim BKK Dachverband, als große Chance, die Prävention in Deutschland zu verbessern und nachhaltig zu professionalisieren.

"Die Stärkung der gemeinschaftlichen Vorgehensweise ist für uns neu und macht auch Probleme", räumte er ein. Schließlich befänden sich die Kassen nach wie vor im Wettbewerb.

"Es geht jetzt darum, die entstehenden neuen Strukturen zu nutzen, um gemeinsam auszuhandeln und zu überlegen, wie wir die Mittel sinnvoll investieren und für welche Prioritäten", sagte Breucker.

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