Kampagne gegen Depression

Bitte stör´ mich

Es werden immer mehr: Wie kann die steigende Zahl der Menschen mit Depressionen gestoppt werden? Bayerns Gesundheitsministerium will mit einer Medienkampagne für die Probleme dieser Patienten sensibilisieren. Die Botschaft: "Bitte stör mich!"

Von Christina Bauer Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Eine Säule hinter dem Münchner Rathaus steht als Symbol: In Bayern hat das Ministerium für Gesundheit und Pflege eine Medienkampagne mit dem Titel "Bitte stör mich" gestartet, um die Öffentlichkeit für die Situation Depressiver zu sensibilisieren. Bei einer Lebenszeitprävalenz von etwa 16 bis 20 Prozent ist Depression eine der häufigsten Diagnosen – und das nicht nur im Bereich der seelischen Erkrankungen, sondern zugleich in der gesamten Krankheitslast der Bevölkerung. Die Wahrnehmung und Behandlung von Menschen mit seelischen Beschwerden ist dabei oft längst nicht so alltäglich wie die von Patienten mit körperlicher Krankheiten.

Ein Film fürs Wartezimmer

Erklärtes Ziel der Kampagne ist es, das Wissen um Depressionen und ihre Häufigkeit zu erhöhen, um bessere Rahmenbedingungen sowohl für den Zugang zur Behandlung, als auch für die Integration Betroffener in der Gesellschaft zu schaffen. Als mediales Mittel wurden Radiospots gewählt, zudem ein kurzer Film, der in sozialen Medien, an Bahnhöfen und in Wartezimmern von Arztpraxen laufen soll. In einer Online-Präsenz zum Thema wurden einige Grundinformationen über oft anzutreffende Symptome und einen konstruktiven Umgang mit Betroffenen zusammengestellt.

Ein zentrales Anliegen ist unmittelbar in den Kampagnentitel gefasst, der im Wesentlichen dazu aufruft, die soziale Integration depressiver Menschen nicht aufzugeben und sich von den vor allem in Krankheitsphasen oft auftretenden, negativen Kontakten nicht entmutigen zu lassen.

Für die Kommunikation mit Betroffenen wird ein beständiges Kontakt- und Unterstützungsangebot empfohlen, zugleich Achtung vor ihrer Persönlichkeit und Autonomie, da sie letztlich selbst die wesentlichen Akteure bei der Lösung ihrer Probleme sind. Gerade für Angehörige und Freunde, die in ständigem, engen Kontakt sind, wird zugleich der Rat formuliert, auf die eigenen Ressourcen zu achten und sich bei Bedarf selbst Unterstützung zu holen.

Erheblicher Anstieg in Bayern

Etwa jeder Fünfte ist mindestens ein Mal im Leben von einer depressiven Erkrankung betroffen. Ein großer Teil verläuft episodisch, ein ebenfalls nicht unerheblicher Anteil chronisch. Eine frühzeitige, adäquate Behandlung durch Psychotherapie, Medikamente oder eine Kombination erhöht die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Remission. Soziale Unterstützung ist ein wesentlicher Einflussfaktor. Für Bayern nennt die KV 1,1 Millionen Betroffene in der ambulanten Versorgung für das Jahr 2014, ferner 39 000 stationäre Behandlungen. Das entspricht im Vergleich zu den Vorjahren einem erheblichen Anstieg. Für den Abschluss der Kampagne im Frühjahr kündigte Gesundheitsministerin Melanie Huml einen Bericht mit weiteren, aktuellen Daten an.

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