Sucht im Alter

Kampagne soll informieren

Viele ältere Menschen sind alkohol- oder medikamentenabhängig. NRW will mit einer Kampagne gegensteuern.

Veröffentlicht:

KÖLN. NRW will das Problem der Suchterkrankungen im Alter stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.

"Suchtprobleme im Alter werden häufig verharmlost und Anzeichen für den Missbrauch von Alkohol oder Medikamenten als Alterserscheinung abgetan", sagte Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) zum Auftakt der gezielt auf Ältere ausgerichteten Aufklärungskampagne "Stark bleiben – für ein Leben ohne Sucht".

"Die Kampagne informiert über die Suchtgefahr, sensibilisiert für die Hinweise auf Suchterkrankungen und will Ältere dabei unterstützen, stark zu bleiben und sich den Herausforderungen des Alterns ohne den missbräuchlichen Konsum von Medikamenten oder Alkohol zu stellen", erläuterte Steffens.

Ein wichtiger Bestandteil der Kampagne ist eine Broschüre, die Fakten, Hintergründe und Tipps zum Thema zusammenfasst. Sie soll auch in Arztpraxen und Apotheken verteilt werden.

Nach Angaben des Ministeriums trinken rund 25 Prozent der 60- bis 69-jährigen Männer und 17 Prozent der 50- bis 59-jährigen Frauen riskante Mengen Alkohol. Bei fünf Prozent der über 60-Jährigen besteht die Gefahr, dass sie abhängig von Schlaf- und Beruhigungsmitteln werden.

"Mit der Kampagne wollen wir dazu motivieren, über den eigenen Konsum von Alkohol sowie Schlaf- und Beruhigungsmitteln nachzudenken, Gewohnheiten zu überprüfen und gegebenenfalls mit einer Ärztin oder einem Arzt darüber zu sprechen", sagte Dr. Hans-Jürgen Hallmann, Leiter der Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW.

"Durch Kooperationen mit Altenhilfe und Seniorenarbeit wollen wir auch Ältere erreichen, die nicht von sich aus aktiv nach Informationen zur Suchtproblematik im Alter suchen." Die Stelle hat die Kampagne in Mülheim erprobt und war vom hohen Interesse von Betroffenen und Angehörigen überrascht.

Zur Kampagne gehören auch gezielte Fortbildungen für Pflegekräfte, damit sie hohen Alkohol- und Medikamentenkonsum erkennen lernen und erfahren, wie sie helfen können. "Im Alter sinkt die Alkoholverträglichkeit, das wissen viele nicht", betonte er.

"Stark bleiben" ist ein Baustein der Präventionsinitiative "Sucht hat immer eine Geschichte", bei der bislang Jugendliche und junge Erwachsene im Mittelpunkt standen. (iss)

Mehr zum Thema

Pandemie-Management

Parlament überprüft Italiens Corona-Politik

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System