Psychotherapeutengesetz

Ärztestreit um ein zentrales Kompetenzfeld

Wem gehört die sprechende Medizin? Ärzte fürchten um ihren Einfluss auf die Patientenkommunikation.

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BERLIN. Noch nicht einmal ein Referentenentwurf der Novelle des Psychotherapeutengesetzes liegt vor. Dennoch sorgen die Pläne einer Ausbildungsreform für Psychotherapeuten seit geraumer Zeit für Zwist in der Ärzteschaft.

Die Dimension seelischer Leiden in Deutschland ist gewaltig. Rund ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung sei im Laufe eines Jahres von einer psychischen oder psychosomatischen Störung betroffen, rechnet die Bundesärztekammer (BÄK) vor.

Bei den Ursachen für Arbeitsunfähigkeit stehen die psychischen Erkrankungen hinter den muskulo-skelettalen an zweiter Stelle.

Im Juni soll die Reform in ein gesetzliches Verfahren starten. Am 23. April sind die Pläne Thema beim 28. Deutschen Psychotherapeutentag in Berlin.

Direktausbildung ist umstritten

Zur Reform soll auch die Direktausbildung von psychologischen Psychotherapeuten mit Staatsexamen und einheitlicher Approbation in Psychotherapie gehören. Die ist zwischen den Verbänden der Psychotherapeuten und den Ärztekammern umstritten.

Die somatischen Ärzte fürchten eine drohende Ausgrenzung der Ärzteschaft aus der Psychotherapie, wie es die Delegiertenversammlung der Berliner Ärztekammer Anfang April formuliert hat.

Ihr Präsident Dr. Günther Jonitz sprach von einer drohenden Aufsplitterung der somatischen und psychischen Behandlungskompetenz.

Die Berliner Delegierten lehnten das geplante Gesetzesvorhaben vorsorglich ab. Grund: Es drohe eine Auslagerung der kommunikativen Kompetenz - sprich: der sprechenden Medizin - in einen neu geschaffenen Gesundheitsberuf.

Der Deutsche Ärztetag in Frankfurt hat auf eine Verschlechterung der Versorgung durch die Gesetzespläne hingewiesen, wenn die somatisch-technischen Leistungen zu sehr in den Vordergrund rückten. Tatsächlich suchten Patienten bei psychischen Problemen zunächst die Hilfe von Hausärzten und Psychiatern.

"Ärzte sind die zentrale Säule in der Versorgung von Patienten mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen", heißt es in einem BÄK-Positionspapier.

35.000 Hausärzte, rund 7000 Fachärzte für Psychotherapie und Neurologie sowie 13.000 Fachärzte mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie behandelten in der psychosomatischen Grundversorgung sowie in der ambulanten fachärztlichen Versorgung Millionen Patienten pro Quartal. (af)

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