Lauterbach fordert HzV-Pflicht

Wissenschaftler haben dem AOK-Hausarztvertrag im Südwesten gute Noten gegeben. Das ruft auch die Opposition im Bundestag auf den Plan: Sie fordert eine Reform der Reform für Hausarztverträge.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
SPD-Politiker Lauterbach: Ärzte mit der HzV besser vergüten.

SPD-Politiker Lauterbach: Ärzte mit der HzV besser vergüten.

© Metodi Popow / imago

BERLIN. Die Evaluierungsergebnisse des Hausarztvertrages der AOK Baden-Württemberg stoßen auf positive Resonanz bei Politikern der Opposition.

"Die Ergebnisse sind in jedem Belang überzeugend", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Professor Karl Lauterbach, der "Ärzte Zeitung".

Eine Auswertung von Daten aus den Anfangsjahren des Vertrages 2008 bis 2010 hat ergeben, dass in den Vertrag eingeschriebene Versicherte intensiver betreut werden und mehr Hausarztkontakte haben als Patienten in der Regelversorgung.

Gleichzeitig beobachteten die Autoren der Studie einen Rückgang der ungesteuerten Facharztkontakte um 12,5 Prozent.

Chroniker würden im Dschungel des Systems sich selbst überlassen, sagte Professor Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt. Die Zahl der Hausärzte sinke, die der Fachärzte steige.

Die Grenzen zwischen den Sektoren seien starr. Es herrsche die "organisierte Verantwortungslosigkeit". Hier zeige der AOK-Hausarztvertrag Lösungen auf.

"Schieflagen in der Versorgung durch das Nebeneinander von Unter-, Über- und Fehlversorgung sind korrigierbar", sagte Gerlach. Der Vertrag in Baden-Württemberg stärke die Patientenorientierung.

Kassen gegen die Pflicht

Als Beleg für die erhöhte Betreuungsintensität führte Professor Joachim Szecsenyi von der Universität Heidelberg die höhere Einschreibequote in strukturierte Behandlungsprogramme als bei Versicherten an, die bei Ärzten außerhalb des Vertrages behandelt werden.

Lauterbach fordert nun die Rückkehr zum alten Paragrafen 73b SGB V, der die Kassen verpflichtete, Hausarztverträge anzubieten und ihnen die Möglichkeit einräumte, die teilnehmenden Ärzte besser zu vergüten.

Mit dem GKV-Finanzierungsgesetz hat der Gesetzgeber diese Freiheiten, auch in der Honorierung, wieder eingeschränkt.

Auch die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Biggi Bender, hält eine Reform der Reform der Paragrafen zur hausarztzentrierten Versorgung für sinnvoll.

Eine Pflicht der Kassen, solche Verträge aufzulegen, lehne sie aber ab, sagte sie der "Ärzte Zeitung".

Der Chef der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann, warnte vor der gesetzlichen Vorgabe, dass Kassen ab Mitte 2014 zum Beispiel keine Mehrhonorare mehr in die hausarztzentrierte Versorgung investieren dürften.

Sparvorgaben für die HzV seien ein Missverständnis. "Die HzV war nie ein Sparmodell, sondern eines zur Verbesserung der Versorgungsqualität", sagte Hermann. Allerdings lasse sie sich finanzieren, indem das Geld dort weggenommen werde, wo es sinnlos ausgegeben werde.

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