"Palliativmedizin ist auf Hausärzte angewiesen"

HAMBURG (di). Hausärzte im Norden warnen davor, die Allgemeinmediziner in der Palliativmedizin zu vergessen. Rund 60 Hausärzte haben sich zu einer Interessenvertretung zusammengefunden.

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Engagiert: Ein Hausarzt bei einer Sterbenskranken.

Engagiert: Ein Hausarzt bei einer Sterbenskranken.

© Foto: Rose

"Wir wollen damit ein Signal setzen für die hausärztliche Bedeutung in der Palliativmedizin", sagte der Hamburger Hausarzt Dr. Bastian Steinberg der "Ärzte Zeitung". Dem Bündnis haben sich nach seinen Angaben Kollegen aus Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein angeschlossen, weil sie um den hausärztlichen Stellenwert in der Palliativmedizin fürchten. "Wir beobachten mit Sorge, dass sich in der politischen Diskussion über die Palliativmedizin plötzlich alles um Schmerztherapeuten und Onkologen dreht. Dabei hat der Hausarzt das breitere Spektrum", sagte Steinberg.

Es gehe in der Palliativmedizin eben nicht nur um Schmerzbehandlung, sondern auch um Symptome wie Luftnot, Übelkeit und Angst. "Es ist hochproblematisch, wenn die Kostenträger Palliativmedizin immer mit Krebs im Endstadium gleichsetzen. Schmerzen sind im Hospiz eines der geringsten Probleme", warnte Steinberg.

Er strebt in den nächsten Wochen Gespräche mit Kostenträgern an, damit auch Hausärzte in der Palliativmedizin vertraglich berücksichtigt werden. Viele allgemeinärztliche Kollegen haben nach seiner Beobachtung noch nicht bemerkt, wie massiv Schmerztherapeuten und Onkologen in die Palliativmedizin drängen. Steinberg, der selbst Palliativmediziner ausbildet und Patienten in einem Hospiz betreut, führt das wachsende Interesse anderer Berufsgruppen an der Palliativmedizin auf die im Zuge einer Gesetzesänderung für diesen Bereich vorgesehenen Mittel zurück.

Allerdings verzögern Krankenkassen die Umsetzung. Der seit Jahresmitte 2008 geltende Paragraf 132 b SGB V soll es unheilbar Kranken ermöglichen, betreut zu Hause zu sterben.

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