Umfrage zum Sterben

Schmerzlinderung hat oberste Priorität

42 Prozent der Menschen in Deutschland haben Erfahrung mit der Pflege von sterbenskranken nahen Angehörigen. Jeder Vierte dieser Betreuer ist im Nachhinein mit der Qualität der Versorgung unzufrieden.

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Hände, die Trost spenden: Viele Menschen in Deutschland stehen sich offensiv mit dem Sterben auseinander.

Hände, die Trost spenden: Viele Menschen in Deutschland stehen sich offensiv mit dem Sterben auseinander.

© Arvis / fotolia.com

BERLIN. Frauen nehmen sich bei der Pflege von nahestehenden sterbenskranken Menschen deutlich häufiger in die Pflicht als Männer. Das hat eine repräsentative Umfrage der Berliner Stiftung "Zentrum für Qualität in der Pflege" ergeben, bei der im vergangenen Oktober Einstellungen aus den Themenbereichen "Bedürfnisse bei der Versorgung Schwerkranker am Lebensende" und "Vorstellungen vom Sterben" ermittelt wurden. Befragt wurden Menschen ab 18 Jahren.

46 Prozent aller Frauen hatten bereits einen sterbenskranken Menschen gepflegt, aber nur 33 Prozent der Männer konnten auf die gleichen Erfahrungen verweisen. 72 Prozent beurteilten die Gesamtversorgung des Gestorbenen rückblickend als positiv.

Immerhin 24 Prozent gaben an, schlechte Erfahrungen gemacht zu haben - einerseits eine subjektive Wahrnehmung, anderseits aber auch ein Indiz dafür, dass bei der Versorgung in der Schlussphase des Lebens offenbar noch erheblicher Handlungsbedarf besteht.

Für fast alle Befragten sind die wichtigsten Kriterien für eine gute Versorgung am Lebensende eine maximal mögliche Linderung von Schmerzen, Übelkeit und Luftnot. Auch die Begleitung im Umgang mit Angst und Trauer sowie die Unterstützung von pflegenden Angehörigen haben eine hohe Priorität - unabhängig davon, ob bereits Erfahrungen in der Pflege oder Begleitung einer sterbenden Person gemacht wurden.

Sterben in den eigenen vier Wänden

Die weitaus meisten Menschen hatten in ihrem Leben bereits persönliche Berührungspunkte: 83 Prozent setzen sich mit dem Thema Sterben und Tod und dem eigenen Sterben auseinander.

In der Gruppe der 18- bis29-Jährigen sind das immerhin 72 Prozent. "Dieser Befund kontrastiert zu der häufig pauschalen Behauptung, Tod und Sterben sei ein verdrängtes gesellschaftliches Tabuthema", so die Initiatoren der Studie.

Befragt nach den eigenen Bedürfnissen, gibt jeder Zweite an, zu Hause sterben zu wollen. In einem Pflegeheim oder Krankenhaus zu sterben, wünschen sich hingegen nur vier Prozent der Befragten.

Damit werden Ergebnisse aus anderen Umfragen bestätigt: Die letzten Stunden ihres Lebens möchten die Menschen in den eigenen vier Wänden verbringen. Die Realität sieht anders aus: Die meisten Patienten in Deutschland, schätzungsweise 65 bis 75 Prozent, sterben in stationären Einrichtungen.

Für 94 Prozent der Bürger ist es wichtig, auch in der Phase des Sterbens Dinge tun zu können, die ihnen Freude machen. Fast genau so wichtig ist Selbstbestimmung: Über Maßnahmen in der Behandlung und Pflege selbst entscheiden zu können, halten 92 Prozent für extrem bedeutsam.

88 Prozent wollen bewusst Abschied nehmen können. Und eine hohe Priorität hat auch der Wunsch, die Familie oder Freunde an der Seite zu haben (86 Prozent). (fuh)

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