Hamburg

Ex-Justizsenator Kusch wegen Totschlags angeklagt

Staatsanwaltschaft in Hamburg will Roger Kusch den Prozess machen. Am Dienstag will sich sein Verein "Sterbehilfe Deutschland e.V." äußern.

Veröffentlicht:

HAMBURG. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat den ehemaligen Justizsenator Roger Kusch, der einen Sterbehilfeverein leitet, wegen "gemeinschaftlichen Totschlags in mittelbarer Täterschaft" angeklagt.

Die Behörde wirft Kusch nach einer Mitteilung vom Montag vor, gemeinsam mit einem Nervenarzt zwei Frauen "in mittelbarer Täterschaft" getötet zu haben. Ob und gegebenenfalls wann es einen Prozess vor dem Landgericht geben könnte, ist noch offen.

Nach Ansicht der Anklagebehörde wollten die beiden Männer einen Präzedenzfall in Deutschland in der "Sterbehilfe", nämlich in Bezug auf eine Begleitung bis in den Tod, schaffen.

Kusch ist Vorsitzender des Vereins "Sterbehilfe Deutschland e.V.". Der zweite Angeklagte, ein Facharzt für Nervenheilkunde, sei regelmäßig für den Verein als psychiatrischer Gutachter tätig gewesen, ergänzte die Staatsanwaltschaft. Die Frauen, die im Alter von 81 und 85 Jahren im Juni 2012 dem Verein beigetreten waren, starben im November 2012.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sollen sich die Beschuldigten Anfang 2012 entschlossen haben, "einen Präzedenzfall in der 'Sterbehilfe‘, nämlich in Bezug auf eine Begleitung bis in den Tod, zu schaffen".

Es sei ihnen darauf angekommen, in Hamburg eine gerichtliche Entscheidung über den Fall der "Hilfe zur begleiteten Selbsttötung" zu erzwingen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, "dass die Angeschuldigten nicht Hilfe zum Sterben leisteten, sondern selbst die Tatherrschaft über die Selbsttötung hatten und die Betroffenen nicht frei von Willensmängeln handelten".

Der Verein wollte sich am Montag nicht äußern, lud aber zu einer Pressekonferenz am Dienstag mit Kusch ein. (dpa)

Mehr zum Thema

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Exklusiv Bundestag bleibt dran

Suizidassistenz: Abgeordnete bereiten zwei Gesetzentwürfe vor

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperimentelle Studie

Ist Alzheimer durch eine Stammzelltransplantation übertragbar?

Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System