Palliativmedizin

Zugang ist nicht für alle gleich gut

Wissenschaftler mahnen: Um die palliativmedizinische Versorgung in Deutschland ist es nicht besonders gut bestellt. Sie sehen Hausärzte in der Schlüsselrolle - und fordern, sie entsprechend zu stärken.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Wissenschaftler beklagen Defizite in der Palliativversorgung in Deutschland.

Wissenschaftler beklagen Defizite in der Palliativversorgung in Deutschland.

© Yuri Arcurs / fotolia.com

BERLIN. Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Die Pflegebedürftigkeit steigt. Das Angebot an medizinischer Versorgung am Lebensende jedoch scheint mit der demografischen Entwicklung nicht Schritt zu halten.

Darauf haben jetzt Wissenschaftler reagiert. "Der Zugang zur Palliativversorgung ist nicht gleich und gerecht", mahnte Professor Hans-Peter Zenner bei der Vorstellung der Stellungnahme "Palliativversorgung in Deutschland" am Freitag vor der Bundespressekonferenz.

Weiße Flecken auf der Versorgungslandkarte gibt es demnach sowohl bei der Hospizversorgung als auch in der Verbreitung der Palliative Care Teams.

Nicht mal die Hälfte angemessen versorgt

Nicht einmal die Hälfte der geschätzt 80.000 Menschen im Jahr, die Palliativversorgung benötigten, würden angemessen versorgt, sagte Professor Friedemann Nauck vom Universitätsklinikum Göttingen.

Eine herausragende Rolle in der Palliativversorgung spielen die Hausärzte. Sie seien die "ersten und niedrigschwelligsten Ansprechpartner", so Professor Nils Schneider von der Medizinischen Hochschule Hannover.

"Wenn es uns nicht gelingt, die flächendeckende hausärztliche Primärversorgung zu sichern, dann würde uns ein zentraler Baustein der allgemeinen Palliativversorgung wegbrechen", sagte Schneider.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften fordern daher die Entwicklung einer eigenständigen nationalen Palliativstrategie.

Dazu zähle auch eine für ganz Deutschland verpflichtende lückenlose Finanzierung der tatsächlichen Kosten einer wissenschaftsbasierten Palliativversorgung in Krankenhäusern, Pflegeheimen und zu Hause.

Im internationalen Vergleich biete Deutschland in der Palliativversorgung höchstens Mittelmaß, konstatierten die Wissenschaftler.

Um mit den USA, Großbritannien und Schweden gleichziehen zu können, bedürfe es Anstrengungen in der Forschung und in der Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal.

Die Bundesregierung hat den Bedarf erkannt und bereitet ein Gesetz zur Verbesserung der Hospiz und Palliativversorgung in Deutschland vor.

Ziel sei eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung sagte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) der "Ärzte Zeitung".

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