GBA-Chef

Qualitätsvergütung bleibt langfristige Baustelle

Die große Koalition will mehr Qualität im Gesundheitswesen. Doch daraus wird so schnell nichts, meint GBA-Chef Hecken.

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Für GBA-Chef Josef Hecken stimmt die Richtung, die die Koalition für das Gesundheitswesen vorgibt.

Für GBA-Chef Josef Hecken stimmt die Richtung, die die Koalition für das Gesundheitswesen vorgibt.

© Georg J. Lopata / axentis.de

BERLIN. Medizinische Leistungen nach Qualitätskriterien zu vergüten bleibt noch auf Jahre hinaus eine politische Wunschvorstellung. In dieser Legislaturperiode werde der Gemeinsame Bundesausschuss das Projekt nicht vollständig stemmen, hat der Unparteiische Vorsitzende des GBA, Josef Hecken, angekündigt.

Er widersprach damit der Einschätzung von Rudolf Henke, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Bundestag, der die Qualitätsvergütung in den Startlöchern sieht.

Auch die Rankings von Kliniken werden nach Auffassung des GBA-Chefs nicht so schnell kommen, wie sich die Politik dies wünscht. Vorgeschaltet werden müsse der Aufbau des geplanten gesetzlichen Qualitätsinstituts.

Hecken: Koalitionspläne nicht sofort umsetzbar

Selbst im Gesundheitsministerium wird nicht damit gerechnet, dass das Institut vor 2016 arbeitsfähig sein wird. Gleichwohl geht Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) von mehr Transparenz bei der Behandlungsqualität von Kliniken aus. Die könne hergestellt werden, wenn die Qualitätsberichte verständlicher würden, hatte Gröhe im Interview mit der "Ärzte Zeitung" angedeutet.

"Pay for Performance wird ein Prozess sein, der mehrere Jahre in Anspruch nimmt", sagte Hecken bei der Cognomed-Veranstaltung "Deutschlands Zukunft gestalten - Essentials des Koalitionsvertrages für das Gesundheitswesen".

Union und SPD sprechen im Koalitionsvertrag von einer Qualitätsoffensive im Kliniksektor. Gute Qualität soll finanziell belohnt, schlechte nicht bezahlt werden. Um Verzerrungen zu vermeiden, soll die Qualität riskoadjustiert gemessen werden.

Für Hecken stimmt die Richtung, auch wenn nicht alle Koalitionspläne sofort umsetzbar seien. In der Riskoadjustierung der Qualitätsmessung zum Beispiel sieht Hecken ein Umsetzungshindernis.

"Der Erfolg einer Behandlung ist im hohen Maße von der Compliance abhängig", betonte Hecken. Darüber wisse man aber zu wenig. Evidenzstudien seien erforderlich. Ansetzen will Hecken vor allem dort, wo große Effekte zu erwarten sind.

Der GBA werde sich auf "gefahrgeneigte Bereiche und Indikationen" konzentrieren. Dies könnten außer der Compliance die Übergänge zwischen den Sektoren sein, onkologische Interventionen, kardiologische Massenerkrankungen, Diabetes, Rückenleiden und auch psychiatrische Erkrankungen.

Vier Leistungsbereiche werden ausgewählt

Die allerersten Schritte sollen aber die Auswahl von vier Leistungsbereichen sein, in denen die Kassen mit Kliniken Selektivverträge abschließen können sollen. Sanktionen gegen Kliniken, die die Strukturvorgaben des GBA nicht einhalten, sind ebenfalls im Gespräch.

Die Arbeiten an der Vergütung nach Qualität dürften allerdings nicht die sonstigen Qualitätssicherungsanstrengungen zum Stillstand bringen, sagte Hecken.

Erkenntnisse verspreche er sich von sektorenübergreifenden Behandlungsansätzen und deren Dokumentation. (af)

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