Studie

Die Deutschen verstehen ihren Arzt nicht

Sprachverwirrung in der Arztpraxis: Viele Deutsche verstehen nicht, was Ärzte ihnen mitteilen. Damit schneidet die Republik schlechter ab als andere europäische Staaten. Und auch die Gesundheitskompetenz der Deutschen hat Lücken.

Veröffentlicht:
Alles roger, oder doch nur Bahnhof verstanden?

Alles roger, oder doch nur Bahnhof verstanden?

© liveostockimages / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die Gesundheitskompetenz der Deutschen lässt zu wünschen übrig: Fast 60 Prozent der GKV-Versicherten wissen nur wenig über Gesundheit. Das zeigt eine repräsentative bundesweite Befragung zur Gesundheitskompetenz des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Ihre Ärzte beurteilten die meisten Befragten als gute Informationsgeber. Etwa 85 Prozent der GKV-Versicherten gaben an, keine Probleme mit dem Verständnis der Anweisungen ihres Arztes zu haben. Knapp jeder siebte hatte Grund, sich zu beklagen.

Auffällig: Besonders die unter 30-Jährigen in dieser Gruppe monieren Verständnisprobleme. Tauchen Schwierigkeiten auf, betrifft dies vorwiegend Prävention und Medikation.

Insgesamt rund jeder Zehnte gab an, Mühe dabei zu haben, die Anweisungen seines Arztes zur Einahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen. Und etwas mehr als jedem Zehnten (12,1 Prozent) ist nicht klar, warum er Vorsorgeuntersuchungen wie Krebsfrüherkennung braucht.

Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern schneidet Deutschland unterdurchschnittlich ab. Die deutschen GKV-Versicherten erreichen auf der Mess-Skala für Gesundheitskompetenz im Mittel einen Wert von 31,9.

Informationen schwer zu finden

Der maximale Wert beträgt 50, das entspricht ausgezeichneten Gesundheitskenntnissen. Der Durchschnittswert der EU-Vergleichsländer wie Bulgarien, Griechenland, Irland, Niederlande, Österreich, Polen und Spanien betrug hingegen 33,8.

Ausschlaggebend für das etwas schlechtere Abschneiden der Deutschen ist laut den Wissenschaftlern die Kompetenz der Versicherten in Sachen Krankheitsbewältigung und Prävention.

In diesen Bereichen zeigten sich die Defizite bei den Befragten besonders deutlich: Beispielsweise fast zehn Prozent mehr gesetzlich versicherte Deutsche offenbarten unzureichende Kenntnisse in Sachen Prävention (23,4 Prozent), verglichen mit dem EU-Schnitt von 13,2 Prozent.

Ursache dessen ist für die WIdO-Forscher vor allem, dass mehr als die Hälfte der Versicherten Schwierigkeiten hatten, Informationen zu Gesundheit zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und umzusetzen.

Fast ein Drittel tut sich schwer Medieninformationen zu verstehen, heißt es in der Studie. Etwa 37 Prozent der Befragten können zudem nur schwer beurteilen, ob eine Zweitmeinung einzuholen ist oder nicht.

Grundlage dieser Ergebnisse ist eine telefonische Befragung von circa 2000 Versicherten ab 18 Jahren im Zeitraum zwischen Dezember 2013 und Januar 2014 der Universität Duisburg-Essen. (mh)

Mehr zum Thema

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System