Qualitätsdebatte

Der Wille ist da, aber die Methoden strittig

Mehr Qualität und Transparenz hat die große Koalition der Medizin verordnet. Aber bei allen Bemühungen bleibt fraglich, mit welchen Ergebnissen für die Versorgung. Und auch die Herstellung von Transparenz ist schwierig.

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BERLIN. Niedergelassene Ärzte müssen bei nachgewiesenen Qualitätsmängeln bereits Vergütungsabschläge hinnehmen. Darauf hat KBV-Qualitätsmanagement-Expertin Dr. Franziska Diel bei der Qualitätssicherungskonferenz des Gemeinsamen Bundesausschuss hingewiesen.

Ärzte und einzelne Behandlungen dieser Ärzte würden per zufälliger Stichproben ausgewählt und in Peer Reviews unter die Lupe genommen.

"Das geht über die reine Datenerhebung hinaus. Die Fälle werden real begutachtet", sagte Diel. Auf Auffälligkeiten reagierten die Prüfer mit Beratungsangeboten, Auflagen und auch mit Honorarrückforderungen.

 Im vergangenen Jahr seien 15.500 Fälle untersucht worden. Daran hätten sich 3600 Ärzte beteiligt.

Die ambulante Versorgung kenne auch die externe Qualitätssicherung anhand von Indikatoren, sagte Diel. Sie gebe es zum Beispiel in der Dialyse-Richtlinie. Diel räumte aber ein, dass es nach wie vor Qualitätsmängel bei der Arthroskopie gebe.

Die Vertreterversammlung der KBV habe sich bereits im März 2009 klar zur Qualitätssicherung bekannt. "Qualitätsmanagement sowie qualitäts- und ergebnisbezogene Vergütungsansätze werden zügig weiterentwickelt", heißt es in der damaligen Resolution.

Faire Klinik-Rankings gefordert

Christiane van Emmerich von der Deutschen Krankenhausgesellschaft betonte, die von der Regierung geplanten Krankenhaus-Rankings müssten "fair dargestellt" werden. Nicht alle Ergebnisse seien für eine Veröffentlichung geeignet.

Sie müssten zuvor auf ihre Validität geprüft werden. Gründe für rechnerische Auffälligkeiten müssten benannt werden. Wichtig sei auch eine zeitnahe Berichterstattung.

Bislang würden die Qualitätsreports aus lange zurückliegenden Daten zusammengestellt. Der Nutzen dieser Aussagen sei begrenzt, sagte Emmerich.

Der Patientenvertreter Wolf-Dietrich Trenner forderte ebenfalls "schnelle Reaktionszeiten". Die Qualitätsdaten sollten monatlich zur Verfügung stehen.

Die schwarzrote Koalition hat den Gemeinsamen Bundesausschuss gesetzlich beauftragt, ein Qualitätsinstitut zu gründen, das die vorhandenen Daten zusammenführen und aufbereiten soll.

Zudem soll es für Patienten leicht verständliche Krankenhaus-Rankings aufstellen.

Wenn Qualitätsdefizite nicht behoben würden, müsse sich das auf die Vergütung auswirken, verteidigte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zur Eröffnung der Konferenz das Konzept der Koalition, Qualität und Vergütung zu verknüpfen.

Der ehemalige Gesundheitsweise Professor Matthias Schrappe warnte hingegen vor überzogenen Erwartungen an ein solches Modell.

Pay for Performance sei immer integriert in die herkömmlichen Vergütungssysteme. Der Ansatz werde nicht mehr als ein bis zwei Prozent der Krankenhausausgaben erreichen. (af)

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