Rückenschmerz

Schlechte Noten für Hamburger Hausärzte

Hamburgs Verbraucherzentrale bewertet Behandlungsqualität von Hausärzten bei Rückenschmerz-Patienten. Die KV meldet Zweifel an.

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HAMBURG. Viele Hausärzte in der Hansestadt beraten Patienten mit chronischen Rückenschmerzen nur mittelmäßig. Zu diesem Schluss kommt die Verbraucherzentrale Hamburg, die 60 zufällig ausgewählte Hausärzte überprüft hat.

Danach erhielten die Allgemeinmediziner eine Durchschnittsnote von 3,6. 37 Prozent der Ärzte erhielten die Note mangelhaft und gelten damit nach den Maßstäben der Verbraucherzentrale als "durchgefallen". Nur fünf Prozent, also drei Ärzte, erhielten die Note sehr gut. Männliche Ärzte schnitten in der Überprüfung im Durchschnitt eine halbe Note besser ab als ihre weiblichen Kollegen.

Für den Test hat die Verbraucherzentrale zwei Patientinnen mit echten Beschwerden in Praxen verschiedener Stadtteile geschickt, um den Erstkontakt mit Anamnese, Untersuchung und Beratung zu prüfen.

Die Bewertungskriterien wurden zuvor gemeinsam mit zwei Referenzärzten festgelegt, die Erfahrung als Gutachter haben. Mit mangelhaft wurde die ärztliche Leistung bewertet, wenn weniger als die Hälfte der Kriterien erfüllt wurden.

Zufrieden mit Behandlungszeit

Positiv fiel laut Verbraucherzentrale auf, dass sich 42 Prozent der Hausärzte 15 Minuten oder länger für die Patienten Zeit nahmen, in der Spitze waren dies 35 Minuten. 75 Prozent der aufgesuchten Ärzte empfahlen viel Bewegung und Sport als Therapie erster Wahl.

Zwei Drittel der Ärzte rieten daneben zu schmerzlindernden Medikamenten. Mehr als 80 Prozent der Ärzte stellten zur Enttäuschung der Verbraucherzentrale nur eine Therapiemöglichkeit zur Auswahl und forderten die Patienten auch nicht zur Entscheidung auf.

"Dieses moderne Behandlungskonzept der partnerschaftlichen Entscheidungsfindung hat sich bisher offenbar eher theoretisch als praktisch durchgesetzt", sagte Christoph Kranich, Gesundheitsexperte der Verbraucherzentrale.

Vergleichbare Tests nimmt die Einrichtung schon seit Jahren auch für andere Fachgruppen vor, mit vergleichbaren Ergebnissen. Am besten hatten 2013 die 161 Augenärzte mit einer Durchschnittsnote von 3,5 und einer Durchfallquote von 30 Prozent abgeschnitten.

Die KV Hamburg hält es für zweifelhaft, ob die gewählten Kriterien eine objektive Bewertung des Arzt-Patientenkontaktes ermöglichen.

Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die sehr guten Beurteilungen, die Hamburger Ärzte bei repräsentativen Befragungen von Patienten erhalten hatten. (di)

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