Sachsen-Anhalt

Kliniken - mehr als nur ein Kostenfaktor

2,1 Milliarden Euro tragen Sachsen-Anhalts Kliniken zur Wirtschaftsleistung bei - doch vielen fehlen Mittel. Die Hälfte der Krankenhäuser schreibt rote Zahlen.

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"Hausärzte sind unsere Zuweiser", sagt Professor Wolfgang Schütte.

"Hausärzte sind unsere Zuweiser", sagt Professor Wolfgang Schütte.

© Petra Zieler

HALLE. Sachsen-Anhalts Krankenhäuser seien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sagt der Chef der Landes-Krankenhausgesellschaft (KGSAN), Professor Dr. Wolfgang Schütte. Doch die Hälfte schreibt rote Zahlen.

Im Bundesland zwischen Arendsee und Zeitz gibt es derzeit 48 Krankenhäuser (1991 waren es noch 71) mit rund 35.000 Beschäftigten, die pro Jahr 2,1 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung beitragen.

"Wird die Struktur der Krankenhäuser ausgedünnt, nimmt das Land Schaden", warnt Dr. Michael Schädlich vom Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung, den die KGSAN mit einer Studie beauftragt hatte.

Gefahr drohe vielen Häusern wegen fehlender Investitionsmittel.

Seit 2006 hinke das Land seiner Verpflichtung hinterher, entsprechende Kosten voll zu finanzieren.

120 Millionen Euro Investitionsstau

Auf 120 Millionen Euro wird der Investitionsstau derzeit beziffert, doch in den kommenden zwei Jahren sollen nur 20 Millionen Euro fließen, 138 Millionen weniger als in Sachsen.

KGSAN-Chef Schütte kritisiert: "Immer noch werden Krankenhäuser ausschließlich als Kostenfaktor wahrgenommen." Die Studie liefere erstmals konkrete Fakten für das hohe Beschäftigungs- und Wertschöpfungspotenzial.

Das dürfe die Politik nicht aufs Spiel setzen. Dass in Berlin erstmalig laut darüber nachgedacht werde, auch den Bund in die Verantwortung für Investitionsförderungen zu nehmen, sei ein wichtiges Signal.

Schütte steht seit Ende vergangenen Jahres an der Spitze der Landeskrankenhausgesellschaft. Der 56-Jährige ist einer der wenigen Ärzte in dieser Position.

Wohl auch deshalb bemüht er sich um eine gute Zusammenarbeit mit der KV und der Ärztekammer des Landes.

Die im Februar unterzeichnete Vereinbarung zur aktiven Unterstützung der Koordinierungsstelle für die Weiterbildung von Fachärzten in der Allgemeinmedizin (KOSTA) ist dafür ein erstes konkretes Beispiel.

Strukturveränderungen angemahnt

Lange war die zögerliche Haltung der KGSAN von Ärztevertretern kritisiert worden. "Wir dürfen uns dieser Verantwortung nicht entziehen, zumal sie unserem ureigenen Interesse entspricht - Hausärzte sind schließlich unsere Zuweiser."

Schütte, der Strukturveränderungen innerhalb der Krankenhauslandschaft anmahnt, setzt zugleich auf die Bündelung gemeinsamer Kompetenzen von Vertrags- und Klinikärzten.

"Nicht jedes Krankenhaus muss alles vorhalten. Um dennoch und auf Dauer flächendeckend versorgen zu können, müssen wir neue Gestaltungswege finden, uns besser vernetzen und verzahnen."

Als Bundesland mit dem höchsten Anteil an alten und multimorbiden Menschen könne Sachsen-Anhalt hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen.

Vehement vorgehen will der neue KGSAN-Chef gegen seiner Ansicht nach pauschale, ungerechtfertigte Vorwürfe von Politik und Kassen wegen Mengenausweitung, Abrechnungsbetrug und unzureichender Qualität.

"Konkrete Fakten sind die beste Antwort auf negative Einzelbeispiele, die populistisch ausgeschlachtet werden." (zie)

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