Sachsen und Schlesien

Ärztemangel macht vor Grenzen nicht Halt

Die Probleme der Gesundheitsversorgung in der Grenzregion zwischen Sachsen und Niederschlesien ähneln sich. Die Landesärztekammer fordert daher, auf beiden Seiten der Neiße enger zusammenzuarbeiten.

Von Luise Poschmann Veröffentlicht:
Blick vom Uferpark in Görlitz über die Neiße nach Polen: Auf beiden Seiten der Grenze gibt es ähnliche Merkmale bei der Gesundheitsversorgung.

Blick vom Uferpark in Görlitz über die Neiße nach Polen: Auf beiden Seiten der Grenze gibt es ähnliche Merkmale bei der Gesundheitsversorgung.

© Jens Trenkler/dpa

GÖRLITZ. Krankheiten machen vor europäischen Grenzen nicht Halt, doch es ist nicht nur die Notfallversorgung, die Sachsen und Niederschlesien näher zusammenrücken lässt.

Auf beiden Seiten der Neiße kämpfen die Regionen mit dem demografischen Wandel und den damit verbundenen Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung.

Sachsen steht bei der Überalterung deutschlandweit an der Spitze. Der Anteil von über 80-Jährigen lag bereits 2009 bei sechs Prozent. In Niederschlesien waren 2010 12,7 Prozent der Einwohner der Woiwodschaft älter als 65 Jahre.

Ein gemeinsames Problem, über das sich die sächsische und niederschlesische Ärztekammer kürzlich bei einem Symposium in Görlitz ausgetauscht haben. Ziel war es vor allem, voneinander zu lernen.

Gemeinsame Strategien oder Projekte in der Grenzregion schienen angesichts unterschiedlicher Voraussetzungen in Deutschland und Polen noch in weiter Ferne.

Netzwerke können helfen

Der Vizepräsident der sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, warb für ein Umdenken in beiden Regionen. Arbeitnehmer dürften nicht in jungen Jahren "verschlissen" werden - das gelte natürlich auch für Ärzte.

Diese wiederum müssten unbedingt im ländlichen Raum gehalten werden. Einen Beitrag für den Freistaat leiste dazu das Netzwerk "Ärzte für Sachsen", das 2009 auf Initiative der Landesärztekammer gegründet wurde.

Die sächsische Regierung hat zudem ein Programm aufgelegt, mit dem Hausärzte auf dem Land gewonnen werden sollen. Medizinstudenten erhalten 1.000 Euro im Monat, wenn sie sich verpflichten, sich später als Allgemeinmediziner im ländlichen Raum niederzulassen.

 Allerdings, so räumte Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU) ein, werde das Programm frühestens in zwölf Jahren Wirkung zeigen.

Für die polnischen Kollegen erschienen die sächsischen Maßnahmen jedoch schon recht umfassend: In Polen werde auch häufig von Programmen gesprochen, dann fehle aber immer das Geld, klagte der Präsident der niederschlesischen Ärztekammer, Jacek Chodorski.

Vor allem Fachärzte fehlen

Die Gesundheitspolitik in Polen hat ohnehin einen schwierigen Stand: So lag der Anteil der Ausgaben für Gesundheit am Bruttoinlandsprodukt 2012 bei 6,7 Prozent, während es in Deutschland 11,3 Prozent waren.

Prekär sieht es vor allem bei Fachärzten aus. Bei den Wartezeiten auf einen Termin liege Polen derzeit auf dem letzten Platz im EU-Vergleich, sagte Chodorski.

Problematisch ist auch die geriatrische Versorgung in Niederschlesien. Die Wartezeit für einen staatlich finanzierten Platz in einer Pflegeeinrichtung liege im Mittel bei 379 Tagen, sagte Zbigniew Machaj von der Medizinischen Universität in Breslau.

Bei Einrichtung mit psychiatrischem Profil sogar bei 574 Tagen. Problematische Zahlen, angesichts dessen, dass der Anteil der über 65-Jährigen in Niederschlesien bis 2030 bei 22,3 Prozent liegen soll.

Und schon jetzt geht die Hälfte der Rentner dort mindestens einmal im Monat zum Arzt.

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