Eingriffe bei Kindern

Mandel-Op besonders im Saarland hoch im Kurs

Immer weniger Kindern und Jugendlichen werden Mandeln- oder Blinddarm entfernt, meldet die AOK im Versorgungs-Report 2015. Aber es zeigen sich regionale Unterschiede, was die Rate der Blindarm-Op, Mandel-Op und ADHS-Häufigkeit anbelangt.

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BERLIN. Kindern und Jugendlichen in Deutschland geht es heute besser als noch vor einigen Jahren. Die unter 18-Jährigen greifen weniger häufig zur Zigarette und trinken auch weniger Alkohol.

Drei Viertel der Jugendlichen treiben Sport. Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts zufolge haben Verhaltensauffälligkeiten und ADHS in den vergangenen Jahren zumindest nicht zugenommen.

Der neue starke Mann an der Spitze des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, mahnt dennoch zur Wachsamkeit. "Die positiven Nachrichten dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Entwicklungen gibt, denen wir gegensteuern müssen", sagte er bei der Vorstellung des AOK-Versorgungsreports "Kinder und Jugendliche" am Mittwoch in Berlin.

Der Report stellt regionale Unterschiede bei der Versorgung heraus, die die Autoren aus AOK-Daten extrapoliert haben, und geht auf einen "fragwürdigen gesellschaftlichen Umgang mit der Ernährung" ein.

Mandelentfernung. Die Zahl der Tonsillektomien und Tonsillotomien geht zurück. Laut Report ist ihre Zahl von 2005 bis 2014 um 19,3 Prozent auf 108.000 gesunken (siehe Grafik).

Ein Vergleich der 96 deutschen Raumordnungsregionen anhand der AOK-Daten habe starke regionale Unterschiede in der Versorgung aufgezeigt, sagte der Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), Jürgen Klauber.

Während im Untersuchungszeitraum in der Region Ingolstadt 17 von 10.000 Bewohnern unter 24 Jahren operiert wurden, waren es in und um Magdeburg 66. "Die erhebliche regionale Variation ist medizinisch nicht erklärbar. Sie gibt einen klaren Hinweis auf bestehenden Klärungsbedarf bei der Indikationsstellung", sagte Klauber.

Erstmals ausgewertet hat der Report Zusammenhänge zwischen Antibiotikagaben und Ektomien. Demnach hatten mehr als ein Drittel aller Operierten im Jahr vor der Operation keine Mandelentzündung mit Antibiotikagaben.

Gründe für Op könnten auch behindernde Vergrößerungen sein oder auch das Pfeiffersche Drüsenfieber, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) Dr. Karl-Josef Eßer.

Blinddarmentfernung. Auch bei den Blinddarmentfernungen vermerkt der AOK-Report einen Rückgang, und zwar um 25,6 Prozent auf 116.000 im Jahr 2014 (siehe Grafik, Auswahl über Drop-Down-Menü). Die Schwankungen reichen von 13 je 10.000 Bewohnern unter 18 Jahren in Schleswig-Holstein Ost bis 52 in Ingolstadt.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft kritisierte die Veröffentlichung prompt. Regionale Unterschiede bei der Anzahl von Mandel- oder Blinddarmoperationen haben unterschiedliche, vielfältige Gründe und seien kein Beweis für Über- oder Unterversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

"Wer Statistiken - runtergebrochen auf kleine regionale Einheiten - ansieht und diese, ohne die Ursachen für Unterschiede vorher zu erforschen, vergleicht, bietet keinen verantwortungsvollen Umgang mit seinen Daten.

Es wäre besser, hier grundlegende Versorgungsforschung zu machen, anstatt die Öffentlichkeit zu verunsichern", erklärte Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

ADHS. Die Häufigkeiten variieren ebenfalls regional stark. Bei der Analyse der Kinder und Jugendliche von 0 bis 17 Jahre zeigt sich, dass in Thüringen (6,8 Prozent) die verhältnismäßig häufigsten ADHS-Diagnosen gefällt werden - und in Bremen mit 2,2 Prozent die wenigsten (siehe Grafik, Auswahl über Drop-Down-Menü).

Verhaltenstherapeutische Interventionen bei Adipositas schätzen die Autoren des Reports als kaum aussichtsreich ein. Als einzige Lösung sehen sie verhältnistherapeutische Ansätze.

Professor Bernt-Peter Robra von der Universität Magdeburg sprach sich dafür aus, gemäß der WHO-Empfehlungen Produkte wie Kuchen und Eis aus der Werbung zu nehmen. (af, jk, ths)

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