Gesundheitsökonom schlägt vor

Kostenbewusste Patienten belohnen!

Wie können kostenbewusste Patienten an Einsparungen beteiligt werden? Experten suchten bei einem Gesundheitskongress in Saarbrücken nach Lösungen..

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SAARBRÜCKEN. Der Patient soll an der Auswahl gleichwertiger Behandlungsmethoden künftig beteiligt werden. Entscheidet er sich für eine günstigere Methode, soll er von den Einsparungen sogar profitieren.

Das hat der Münchner Gesundheitsökonom Professor Günter Neubauer beim 2. Saarbrücker Gesundheitskongress "Salut" vorgeschlagen. "Der Patient weiß, was er braucht", erklärte der Gesundheitsökonom.

Die Menschen seien nicht mehr so ahnungslos wie früher. "Wir leben in einem neuen Zeitalter", so Neubauer, der Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomik in München ist. Mittlerweile seien Informationen überall erhältlich.

Als Beispiel nannte er Patienten, die sich für eine Heimdialyse statt für eine Zentrumsdialyse entscheiden. Dadurch ließen sich jährlich mehrere tausend Euro einsparen - vor allem, weil die Fahrtkosten wegfallen. Kranke könnten sich auch für eine Auslandsbehandlung entscheiden und so die Behandlungskosten senken.

"Gesundheits-Sparkonto" eröffnen

Und wie wird der Patient an der Einsparung beteiligt? Neubauer will nicht, dass ihm die Ersparnis einfach ausgezahlt wird.

Nach seinen Vorstellungen soll die Krankenkasse ihm ein "Gesundheits-Sparkonto" eröffnen, auf dem der Betrag gutgeschrieben wird. Diese Gutschrift kann der Patient dann zum Beispiel für Zusatzleistungen - etwa für einen Besuch beim Heilpraktiker- ausgeben.

Neubauer räumte ein, dass sein Modell längst nicht für alle Behandlungen möglich ist. Akut- und Notfallbehandlungen seien beispielsweise ausgeschlossen. Doch er rechnete vor, dass man damit etwa 20 Prozent der Ausgaben im Gesundheitswesen bewegen könne. Das wären immerhin rund 40 Milliarden Euro.

Den jetzt startenden Innovationsfonds bezeichnete Neubauer als eine "Alibiveranstaltung". "Wenn der Gemeinsame Bundesausschuss beschließt, was eine Innovation ist, können Sie davon ausgehen, dass es keine ist", kritisierte Neubauer. Innovationen kämen immer von unten, entstünden in kleinen Strukturen. "Das muss man aber auch zulassen."

Am Innovationsfonds scheiden sich die Geister

Widerspruch kam vom stellvertretenden Bundesvorsitzenden des NAV-Virchowbundes, Dr. Veit Wambach. "Wir bringen einen Vorschlag zum Thema rationale Antibiotikaversorgung ein", kündigte er an.

Auch der Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Dr. Andreas Meusch, hält den Innovationsfonds für nützlich. In Arbeit sei zum Beispiel ein Antrag, wie Patienten mehr beteiligt werden können, wenn es um Qualität im Gesundheitswesen geht.

Meusch machte in Saarbrücken aber auch klar: Bei allen Innovationen wird die Spardiskussion wohl weitergehen.

"In der nächsten Legislaturperiode werden wieder Kostendämpfungsmaßnahmen nötig sein", sagte er voraus. Auch die Beiträge würden weiter steigen - um jährlich etwa 0,2 Prozentpunkte. "Darauf", so Meusch, "müssen wir uns einstellen". (kin)

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