KOMMENTAR
Pauschalen-Modell ist nicht überholt
Der AOK-Hausarztvertrag in Baden-Württemberg wurmt nicht nur die dortige KV, sondern auch die KBV. Von der "Abrechnung auf dem Bierdeckel", wie sie beim AOK-Hausarzvertrag in Baden-Württemberg möglich sein soll, hält die Berliner Bundesvereinigung offenbar nicht so viel. Statt noch mehr Pauschalen, etwa in Form von Qualitätszuschlägen, zu kreieren, will sie die Kassen nun dazu bringen, wieder mehr Einzelleistungen im EBM zu verankern. So sollen niedergelassene Ärzte beispielsweise wieder die Sonografie neben den Pauschalen abrechnen können.
Mit der Entpauschalisierung will die KBV auch den Schwerpunktpraxen zur Seite springen, deren betreuungsintensive Behandlung von Patienten mit den Durchschnittsbeträgen der Pauschalen nur unzureichend abgedeckt wird. Hier für Abhilfe zu sorgen, ist wirklich dringend angezeigt.
Damit hat das Modell der Pauschalen aber noch lange nicht ausgedient. Wie der AOK-Vertrag zeigt, sind Praxischefs durchaus gerne bereit, sich ihre Arbeit pauschal entlohnen zu lassen. Wichtig ist nur, was am Ende an Honorar herumkommt.
Ob die niedergelassenen Ärzte mit der Wieder-Einführung von Einzelleistungen zufriedener sein werden mit ihrer Einkommenssituation, ist kaum anzunehmen. Dafür müsste schlicht und einfach mehr Geld in den Topf - ein Versprechen, dass die Gesundheitsministerin zwar gegeben hat, an dessen Erfüllung aber noch kein Arzt im Lande so recht glauben will.
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